Bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung von „Metamorphosis“, im Mai 2020, war klar: Wir werden den virtuellen Raum, digitale Produkte (Video, Bild) und die veränderten Kommunikationswege in unsere Überlegungen bereits in das Konzept als auch in den Prozess miteinbeziehen müssen.
Nach dieser Erkenntnis fragten wir uns „wie?“. Wie können wir trotz dieser unterschiedlichen Probenräume – virtuellen und physischen – einen sinnlichen und experimentierfreudigen Zugang ermöglichen? Wie können sich die Spieler*innen aktiv einbringen, (ästhetische) Erfahrungen machen und gemeinsam als Ensemble arbeiten? Wie können wir den Kindern und Jugendlichen einen Rahmen bieten, in dem sie sich das Thema „Zeiten der Dringlichkeiten – Klimakrise“ mit allen Sinnen und sinnstiftend aneignen können? Wie kann das Digitale mehr als das Abspielen eines Videos sein?
Diese Fragen lösten eine leichte Verzweiflung aus. Doch der Verzweiflung folgte nahtlos die Hoffnung: Alles wird gut, Corona wird vergehen, wir können einfach so weitermachen. OK, ja … nutzlos! Also die Hoffnung … könnt ihr behalten. Was blieb? Das Handeln.
Die Philosophin und Biologin Donna J. Haraway gab uns mit ihrem Buch „Unruhig bleiben“ einen Denkraum, durch den dieses Handeln sowohl konzeptionell als auch praktisch möglich schien. Sie lud uns dazu ein die gewohnten Denk- und dann Handlungsmuster menschlichen Exzeptionalismus‘ zu verlassen, Verwandtschaften neu zu denken und uns verwandt-zu-machen mit nicht-menschlichen Akteur*innen. Ihr Blick darauf, wie wir, wir Menschen, wir als Spezies, Teil unterschiedlicher Gefüge sind, ist dabei der Ausgangspunkt. Was uns umgibt und durchdringt: Dinge, Menschen, Tiere, Pflanzen, Technologien, Pilze, Mikroorganismen, all das bildet Gefüge, die miteinander arbeiten, ineinandergreifen, einander ausnutzen, nutzen, heilen, nähren. Gefüge sind Ansammlungen und Kollaborationen von Leuten, Krittern und Apparaten. Gefüge werden sichtbar, wenn wir Verbindungslinien herstellen und erweitern.[1]