Nach einer kleinen Pause findet das SDL 2023 mit neuem Schwung statt.
Gastgebendes Bundesland wird Rheinland-Pfalz sein, die das ja zum SDL 2020 leider nicht sein konnten. Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt dazu kommt.
Das SDL 2023 findet zum Thema SCHULTHEATER.ROLLEN vom 16.09.–21.09.2023 in Trier statt.
Rolle meinte im Theater bis ins 19. Jhdt. einen auf eine Schriftrolle geschriebenen Figurentext. Nun ist das mit den Rollentexten im Schultheater so eine Sache, denn die Sehnsucht, Rollen zu verkörpern, bleibt.
Wer möchte nicht gern eine Rolle spielen? Am besten eine andere Rolle als die, die ich sonst so mit mir trage. In der ich mich verwandeln kann! Vielleicht liegt die Sehnsucht danach im romantischen Spannungsfeld zwischen Probe-Handeln und Weltflucht.
Trotzdem müssen Rollen verteilt werden und darüber hinaus spielen wir ja alle täglich verschiedenste Rollen. Wie verteilen sich denn überhaupt diese Rollen innerhalb meiner Spielgruppe, im sozialen Kontext und im Schultheater? Was haben diese Rollen mit uns zu tun?
Im Schultheater als sozialer Kunst und künstlerischer Spielpraxis ist das Rollenhandeln in besonderer Weise komplex. Soziale Rollen, Alltagsrollen, Theaterrollen spielen mit- und ineinander, als soziale Akteure (re)präsentieren wir (trans)kulturelle Modelle, tragen immer schon verschiedene, oft einander sich widersprechende Rollen mit uns herum: Spieler*in und Schüler*in, Spielleiter*in und Theaterlehrer*in, Mitspieler*in und Zuschauer*in und nicht zuletzt Menschen mit diversen Geschichten. Wir sind Rollenträger*innen in Bewegung!
Rollenarbeit? Ich arbeite in und mit meinen Rollen!
Wenn wir im Theater etwas ins Rollen bringen wollen, müssen wir verschiedene Rollen präsentieren und diese erproben, auch mal von der Rolle sein, unsere Rollen aufs Spiel setzen!
Der Rollenbegriff erweitert und differenziert sich kontinuierlich und hat nicht zuletzt mit der Repräsentationsdebatte der letzten Jahre im gesellschaftlichen Umfeld an Brisanz gewonnen. In einer komplexen, transkulturellen, postmigrantischen, postdigitalen Gesellschaft formen sich fluide Persönlichkeitsbilder.
Rollenspieler*innen? Ich spiele in der Welt meine Rolle!
(Geschlechter-)Rollenzuschreibungen, Authentizitätsforderungen, Statusspiele und Bildermanipulation gehören zur hybriden Alltagswelt von Kindern und Jugendlichen. Im Spannungsfeld zwischen Ich- und Rollenidentität, zwischen Fiktion und Wirklichkeit, spielt die Selbst-Inszenierung in der analogen und digitalen Welt eine große Rolle. Umso wichtiger erscheint ein genaue Rollenanalyse im Theaterunterricht!
Schaffen wir den Ausstieg aus bestimmten Rollen, um neue und andere zu erproben und zu inszenieren?!
Aktualitätsbezug? Ich erspiele mir eine Rolle in der Welt!
Schultheater stellt die klassische Rollen-Definition der Rollenfigur, die durch die Ich-Identität der Spieler*innen gestaltet wird, infrage und erprobt sie in biographischen und sozio-kulturellen Kontexten, die die Grundlage und Themen für szenische Entwicklungen und Narrative bilden. Damit entsteht ein Raum für künstlerische Forschung, die gesellschaftliche Phänomene theatral reflektiert.
Das Erproben diverser Spielarten der eigenen Identität ermöglicht das Finden von transkulturellen Differenzen und Gemeinsamkeiten in einer glokalen, hybriden Welt.
Eine Rolle zu suchen, zu finden, zu erproben, aus ihr zu fallen, sie neu zu erfinden, mit ihr zu spielen bedeutet auch, eigene (trans)kulturelle Identitäten zu erforschen und aufs Spiel zu setzen und durch Wertschätzung die eigene Rolle in der Welt jenseits von klischeehaften und sozio-kulturellen Rollenzuschreibungen zu finden.
Gesucht werden Schultheaterproduktionen, die (z. B.) …
sich mit sozialen Rollen auseinandersetzen (z.B. als Jugendliche*r in Gesellschaft und Schule).
gegenwärtig zu findende gesellschaftliche Rollenklischees und Rollenerwartungen erforschen.
eine Theaterform erproben, die literarische Figuren und autobiographische Dokumente verhandelt.
sich in besonderer Weise auch mit der Rolle der Zuschauer*in bzw. des Publikums auseinandersetzen.
mit der Rollen-Sehnsucht der Spieler*innen inhaltlich und/oder formal experimentieren.
festgeschriebene Rollenbilder erspüren und das Potential theatraler Bildung für Identifikationsprozesse und/oder das Schultheater erproben.
Rollenmuster, „Othering“ und Rollenzuschreibungen in den sozialen Medien untersuchen.
transkulturelle Rollenarbeit als Impulsgeber für kulturelle Identitätsverflechtungen nutzen.
sich mit klassischen, literarischen Rollen experimentell auseinandersetzen (z.B. Figurensplitting, crossgender etc.).