Workshopbericht: Bühnenbild –Ein Zusammenspiel von Bildender Kunst und Theater
Vorüberlegungen
Es dominieren zwei Möglichkeiten des Umgangs mit dem Bühnenbild im Schultheater. Der „Black Cube“ und das „illustrative Bühnenbild“.
Der „Black Cube“ als schwarzes Äquivalent zum „White Cube“ in der Bildenden Kunst ist ein Bühnenraum mit schwarzen Wänden, Decke und Boden. Er ist der Versuch, der Wirkung der Spieler*innen einen klaren und reduzierten Rahmen zu geben und das Spiel dadurch in seiner Wirkung möglichst wenig zu beeinflussen. Ein komplett schwarzer und leerer Raum strahlt durch diese Reduktion Professionalität aus. Ein solcher Raum ist keine Sporthalle, kein Klassenzimmer – ein solcher Raum ist nur für Theater.
Oft ist der Aufführungsort allerdings die Aula oder eine Halle, die ästhetisch durch ihre Mehrfachnutzung geprägt ist. Die farbigen Bodenmarkierungen, Fenster, Treppen oder Wandstrukturen werden dann durch schwarze Bodenbeläge oder Stellwände notdürftig kaschiert. Dies wirkt dann leider wenig neutral oder professionell.
Das „illustrative Bühnenbild“ hingegen ist der Versuch, den Ort der Handlung durch das Bühnenbild nachzustellen. Ein Bushaltestellen-Schild aus Pappe, eine gemalte Burgmauer auf Leinen oder etwa eine Alpenlandschaft aus Sperrholz wirken allerdings selten realistisch. Der Ort der Handlung wird durch das Bühnenbild illustriert, ohne aber wie der Ort zu wirken. Das Bühnenbild gibt so Informationen auf der Inhaltsebene, die ästhetische Wirkung von Form, Farbe oder des Materials ist eher nebensächlich.
Mischt man nun beide Möglichkeiten, hat man etwa eine Bushaltestelle aus Pappe in einer Mehrzweckhalle mit bunten Basketball-Markierungen auf dem Boden als Bühne. Ein bisschen böswillig,
aber durchaus realistisch.
Im Bereich Bühnenbild stecken die Spielleiter*innen und Gruppen also oft in einem Dilemma: Macht man kein Bühnenbild und lässt den Raum wirken, so wie dieser ist, oder bastelt man erklärende illustrative Szenerien aus Pappe. Beide Möglichkeiten scheinen nicht immer angemessen und entsprechen nicht dem Stellenwert und den Möglichkeiten eines Bühnenbildes im zeitgenössischen Theater.
Erarbeitung von Bühnenbildern in der Schule
In unserem Workshop thematisierten wir eine andere Möglichkeit der Erarbeitung von Bühnenbildern in der Schule. Das Bühnenbild wird dabei als eine eigene künstlerische Arbeit begriffen, die gleichzeitig das Spiel der Spieler*innen und die formalen und inhaltlichen Ebenen der gesamten Produktion unterstützt. Dabei schafft das Bühnenbild eine Atmosphäre, die die Wirkung des Stückes im Sinne einer Paraphrasierung, Kontrapunktierung oder Polarisierung aufgreift. Eine Illustration des Ortes der Spielhandlungen wird hingegen bewusst vernachlässigt. Ebenso wichtig ist in diesem Zusammenhang, durch das Bühnenbild Spielanlässe für die Spieler*innen zu gestalten und nicht eine reine Dekoration des Raumes zu entwickeln. Im besten Fall kann das Bühnenbild durch diese Bearbeitung der Atmosphäre und der Schaffung von Spielanlässen mit den verschiedenen Aspekten der Produktion zu einer gesamten künstlerischen Arbeit verschmelzen.
Wirkung von Material und Form
Der zentrale Aspekt für die Entwicklung eines Bühnenbildes ist also die direkte Wirkung von Material und Form. Der Fokus liegt weder darauf, einen neutralen Rahmen für die handelnden Spieler*innen zu
schaffen noch realistische Szenerien nachzubilden oder zu illustrieren. Ausgangspunkt ist dafür zunächst die Auseinandersetzung mit der Wirkung unterschiedlicher Materialien in grundlegenden Übungen zur
Materialerkundung. Hierzu half den Teilnehmer*innen des Workshops eine Liste mit ausgewählten Gegensatzpaaren wie „warm/kalt“ oder „stumpf/scharf“ (siehe Download).