Ingund Schwarz
Eigenproduktion
Albert-Einstein-Gymnasium München
Bayern
Profilkurs Theater und Film Q11/Q12
Mitwirkende: 13 Schülerinnen
Spielleitung: Ingund Schwarz
Der Theaterkurs setzte sich in der Oberstufe aus zwei Jahrgangsstufen zusammen; die Schülerinnen waren bereits theatererfahren, da sie größtenteils in der 5./6. Jgst. die Theaterklasse1: In Bayern werden Theaterklassen im regulären Unterricht und im Klassenverband in der Regel über einen Zeitraum von zwei Jahren zwei Stunden in der Woche im Fach Theater unterrichtet. besucht hatten.
Das Stück entstand pandemiebedingt in analogen, hybriden sowie digitalen Unterrichtsstunden. Ab November 2022 fanden die Proben aufgrund der Homeschooling-Situation zunehmend digital über das Konferenztool Zoom statt, so konnten frühzeitig ästhetische und gestalterische Zugänge digital ausprobiert werden. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits damit zu rechnen, dass wie im Vorjahr eine analoge Aufführung nicht garantiert werden konnte.
Das Stück wurde bei dem bayerischen digitalen Schultheaterfestival SPIEL-PLATZ_2.0 im Juni 2021 als Live-Performance aufgeführt sowie ein weiteres Mal für die Schulgemeinschaft des Albert-Einstein-Gymnasiums digital gezeigt.
Die Gruppe formuliert von Anfang an, ein gesellschaftlich relevantes Thema bearbeiten zu wollen.
Erste Annäherung über den „Rage- Fragebogen“ des JDT Berlin.
Gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, die zu Protest aufrufen, werden gesammelt und über vielfältige Gestaltungsaufgaben wie z.B. Bewegung, Tanz, Choreographien, Rhythmisierung, Einsatz von Masken, performative Handlungen ohne Text digital wie analog erprobt. Von den Teilnehmer*innen verfasste biographische Texte fokussieren insbesondere die Rolle der Frau in der Gesellschaft.
Feminismus
Auf einem Padlet werden von allen im Sinne einer Dramaturgiemappe interessante Texte, Medien und Zugänge zum Thema gesammelt
Eine Zuordnung zu Themen erfolgt nach Neigung, es bilden sich Gruppen von 2–3 Schülerinnen. In Break-Out Sessions werden Szenen entwickelt, präsentiert, nach Feedback durch die Gruppe weiterbearbeitet.
Parallel werden Szenen entwickelt, in denen alle spielen (Impulse erfolgen durch die Spielleitung, aber auch durch Ideen der Schülerinnen).
In einer weiteren Recherchephase experimentieren die Schülerinnen mit Lip Sync, TikTokVideos und weiteren filmästhetischen Mitteln. Die digitale Einbindung und Interaktion mit Zuschauern wird diskutiert und ausprobiert.
Die Themencollage wird in eine für alle stimmige Reihenfolge gebracht. Dabei stehen die Kompositionsprinzipien Steigerung, Wiederholung in Variation und Kontrast im Vordergrund.
Im Feinschliff werden insbesondere Kameraeinstellungen, Hintergründe, Übergänge reflektiert und bearbeitet, aber auch der Umgang mit Fehlern und Pannen im digitalen Raum.
Ausgehend von der gleich zu Beginn formulierten Aussage durch die Gruppe, in keinem Fall auf einen literarischen, dramatischen Text für eine Inszenierung zurückgreifen zu wollen, sondern ein politisch – gesellschaftlich relevantes Thema in den Fokus zu nehmen, wurde von Anfang an im analogen Präsenzunterricht körperlich und choreographisch zum Thema Protest gegen Ungerechtigkeiten gearbeitet. Über kurze individuell entwickelte Mini-Choreos und Standbilder wurden Formationen und rhythmisierte performative Zugänge ausprobiert, die zunächst die Protesthaltung und verschiedene Emotionen wie z.B. die der Wut in den Mittelpunkt stellten. Parallel dazu fand eine individuelle Auseinandersetzung über den Fragebogen „Rage“ statt (entwickelt vom Jungen Deutschen Theater Berlin).
Füllt den Fragebogen aus und bringt ihn zur nächsten Theaterprobe mit.
Da es aufgrund der Corona-Pandemie keine Gewissheit für einen fortbestehenden Präsenzunterricht gab, wurden bereits zu Beginn des Schuljahres digitale Gestaltungsaufgaben für zu Hause gestellt, um den Schülerinnen Sicherheit im Umgang mit digitalen Tools und vor allem filmästhetische und bildgestaltnerische Herangehensweisen zu vermitteln. Die Ergebnisse wurden in einem Kurs in Mebis (Lernplattform) gesammelt, nach Abgabe gezeigt und es wurde von allen zu Inhalt und Bildgestaltung Feedback gegeben.
Partneraufgabe: Stellt euch gegenseitig Fragen zum Thema „Wut“ und gestaltet daraus eine Fotostory nach dem Vorbild „Sagen Sie jetzt nichts“ aus dem Magazin der Süddeutschen Zeitung.
Kissenperformance: Gestalte zu Hause eine Performance mit einem Kissen und nimm diese auf! Achte dabei auf interessante Einstellungsperspektiven (z. B. Wechsel von ganz nah zu weit weg) und überlege, was du erzählen könntest, z. B. eine kleine Geschichte mit oder ohne Text; es kann aber auch ohne Narration performt werden, dann steht eine Abfolge von Bildern stärker im Vordergrund.
In der Phase von Oktober bis Dezember stand im Fokus, interessante Vertiefungsaspekte zum Thema Protest/Wut zu finden. Es kristallisierten sich in den Gesprächsrunden u. a. folgende Aspekte heraus:
Über biographisches Schreiben mittels Themenvorgaben aus der Schreibwerkstatt von Maike Plath (Beltz 2014) setzten sich die Schülerinnen zunehmend mit sich selbst, ihren Haltungen zur Gesellschaft, ihrer Identität, ihren Geschlechterrollen auseinander. Die geschriebenen Texte wurden in den Theaterproben anonymisiert vorgelesen und interessante Aspekte daraus diskutiert. Es wurde klar, dass insbesondere digitale Medien Geschlechterrollen nicht nur abbilden, sondern auch manipulativ beeinflussen. Die Geschlechterthematik wurde für die Gruppe zunehmend interessant. Gruppenzugehörigkeiten in Genderrollen wurden über Wirkungsweisen von Kostüm und Outfit mittels theatraler und performativer Gestaltungsaufgaben ausprobiert und reflektiert (Ausgangspunkt dazu war die folgende Aufgabe).
Bringe in die nächste Probe verschiedene Outfits aus deinem Kleiderschrank mit: Eines, was zeigt, wer du bist und das dich zeigt, wie du dich gerne siehst; eines, das du als gruppenkonform bezeichnen würdest, und noch zusätzlich dein individuelles Protestoutfit!
Suche dir von den vorliegenden Karten ein Thema heraus und schreibe einen freien Text dazu!
Ich verspüre das Gefühl der Ohnmacht zu oft. Ich habe es gespürt, als sie gesagt hat, ich darf nie wieder nach Hause kommen. Als sie nicht gegangen ist. Als sie mich dreimal ins Gesicht geschlagen hat. Als wir an der Treppe standen. Ich verstecke mich vor dir. Ich zucke, kann nicht atmen, mich nicht wirklich bewegen und nicht denken. Ich habe sehr lange gedacht, dass ich zu denken fähig bin. Dass ich Kompetenzen habe, dass ich Fähigkeiten habe. Aber mit jedem Ohnmachtsgefühl sind sie mehr verschwunden. Anfangs konnte ich danach noch einfach den lautesten Song, den ich in meiner Playlist fand, anmachen und konnte von dem schrecklichen Gefühl heilen. Aber beim nächsten Mal wurde es schwieriger. Und das Ohnmachtsgefühl kommt wieder. Es kommt immer wieder. Ich denke, ich schaffe es, alles wird besser, aber dieses utopische Bild, welches ich mir oft ausgemalt habe, ist zerrissen worden, ist zerstört worden. Ich soll eine Geschichte erzählen aus meinem Leben, als ich einmal einer Autorität ohnmächtig ausgeliefert war. Aber wie soll ich erklären, dass ich dieses Gefühl schon verspüre, wenn meine Mathelehrerin schreit, weil ein paar Leute zu spät zum Unterricht erscheinen? Ich erinnere mich. Mein Kopf ist nicht mehr klar. Ich habe plötzlich alle meine Kompetenzen verloren. Ich spüre dasselbe wieder und wieder, das ich immer empfinde, wenn ich das Gefühl der Ohnmacht erlebe. Ich verliere mich. Ich vergesse alles: wer ich bin, was ich mache, wie ich reagieren kann. Ich spüre das, was ich gespürt habe, als sie in meinem Zimmer stand und geschrien hat. Ich saß in der Ecke meines Zimmers gekauert. Und sie hat nicht aufgehört. Egal wie sehr ich gefleht habe. Ich beginne zu fallen. In ein tiefes Loch voller Unsicherheiten und Angst. Die Lehrerin macht weiter. Sie erklärt mittlerweile die Ableitung bei einem gebrochenen Term. Aber ich bin noch nicht im Matheunterricht. In meinem Kopf höre ich weiter ihre Stimme. Ich versuche zu realisieren, dass ich mich in meinem Klassenzimmer befinde und alles okay ist. Aber die Stimme der Lehrerin ist zu laut. Sie ist so laut wie ihre Stimme. Das Gefühl der absoluten Verzweiflung in mir breitet sich immer mehr aus. Ich will raus hier. Ich versuche mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich komm aber nicht mal mehr darauf, wie ich heiße. Ich seh nicht mehr richtig, was in der Klasse passiert. Ich bin ganz woanders. Ich laufe gerade ohne Schuhe durch meine Straße mitten in der Nacht und schlafe in meinem Fahrradkeller. Ich falle immer immer weiter. Ich bin wertlos und schrecklich und komplett kaputt. Ich zucke zusammen. Das Gefühl ist da. Ich fühle mich ausgeliefert. Ich atme aus und zähle die Sekunden bis der Unterricht beendet ist, um mich von der Taubheit, das das Gefühl in mir auslöst, abzulenken
Wo gibt es in der Welt Länder, in denen aus meiner Sicht Gesetze herrschen, die nicht gerecht sind?
„Eine Frau hat zwei Lebensfragen: Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen? Und das Allerwichtigste für den Mann ist der Pudding …“ besagt eine Werbung von Dr. Oetker. Jetzt denkt man wahrscheinlich, das muss ewig her sein, da eine solche Denkweise überhaupt undenkbar ist. Jedoch ist dieser Werbeclip vor gar nicht mal 70 Jahren veröffentlicht worden und zwar 1954. Erst 1958 war es Frauen erlaubt, erwerbstätig zu sein, jedoch auch nur solange dies mit dem Haushalt vereinbar war. Die „vollständige“ Gleichberechtigung der Führung des Haushalts und der Erwerbstätigkeit wurde wieder erst 20 Jahre später (1977) eingeführt. Der Weg zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau war trotzdem lange noch nicht vollendet.
Wenn damals eine Frau eine Vergewaltigung bei der Polizei meldete, war die erste Frage, ob dies von einem Fremden oder dem Ehemann begangen wurde. Denn gerade mal vor 23 Jahren trat das Gesetz, das Vergewaltigungen in der Ehe zur Straftat machte, in Kraft.
Obwohl sich viel geändert hat, gibt es immer noch Unstimmigkeiten in der Thematik Feminismus. So hat eine Frau beispielsweise nicht immer die vollkommene Selbstbestimmung über ihren Körper. In vielen Ländern dieser Welt gibt es nämlich das Abtreibungsverbot. So ist auch in Deutschland ein Schwangerschaftsabbruch nach § 218 im Strafgesetzbuch grundsätzlich rechtswidrig, bleibt aber kontroverserweise straffrei. In Polen wurde das Gesetz sogar vor kurzem erst verschärft. So müssen Frauen auch Kinder austragen, die keine Überlebenschancen nach der Geburt haben, anstatt wie davor die Abtreibung bei Lebensgefahr für die Mutter bei Vergewaltigung oder bei Fötusschäden erlaubt war.
Außerdem gibt es viele weitere frauenfeindliche Gesetze in anderen Teilen dieser Welt. So muss eine Frau im Singapur oder Indien ihrem Ehemann zu ‚uneingeschränktem Geschlechtsverkehr‘ zur Verfügung stehen.
Als ich klein war, habe ich geträumt erwachsen zu werden, weise zu sein, Bescheid zu wissen. Heute träume ich davon, ein Kind zu sein, das Leben genießen zu können und frei zu sein. Meine Zukunftsträume von damals sind fast erreicht und jetzt will ich zurück, zurück zum wohlbehüteten Zuhause, weg von der Realität. Der Realität, die über mir einzustürzen droht und mich mitreißt. Ich kämpfe für eine Zukunft und vergesse dabei meinen Traum.
Welcher Traum nochmal?
Was ist mein Zukunftstraum? Was würde ich sein wollen, wenn ich alles werden könnte und wo würde ich hinwollen, wenn alles möglich wäre? Hätte ich die gleichen Wünsche? Die gleichen Ziele?
Früher habe ich mir oft gewünscht, dass das Leid der Welt ein Ende hat, dass jeder in Frieden leben kann, niemand Hunger leiden muss und niemand arm ist. Ziemlich naiv, aber wäre es möglich? Könnte es eine Welt geben, in der wir alle das sind, was wir sein wollen? Alle glücklich sind? Alle in Frieden leben können?
Willst du es mit mir ausprobieren? Könnten wir es gemeinsam schaffen?
Eine Welt, die jeden Traum erfüllen kann gibt es doch gar nicht. Oder doch?
Der Unterricht wurde ab Ende Oktober in hybriden Formaten durchgeführt, d. h. die Hälfte der Gruppe wurde digital zugeschaltet, konnte sich in Gesprächsrunden beteiligen, Feedback geben und zu Hause eigenständig Gestaltungs‑, Schreib- oder mediale Aufgaben bearbeiten. Für die Gruppe zu Hause lag jeweils der Schwerpunkt im Unterricht darauf, digitale Performance-Ansätze (z. B. das Spiel in und mit der Kachel) und filmästhetische Zugänge (Spiel mit Kameraperspektiven) zu vermitteln und auszuprobieren.
Als wesentlich für einen gut funktionierenden Hybridunterricht konnte hier ausgemacht werden, dass innerhalb einer Doppelstunde nach einem gemeinsamen Aufwärmen gezielt zeitliche Freiräume (Gruppenarbeitsphase oder Einzelarbeit) gewährt werden müssen, damit die beiden Teilgruppen einerseits analog in der Schule, andererseits zu Hause in theatral gestalterisches Arbeiten kommen und nicht die ganze Zeit passiv vor dem Bildschirm sitzen. Zu den meist am Ende der Stunde stehenden analogen und digitalen Mini-Präsentationen von Arbeitsergebnissen der Teilgruppen konnte auch im hybriden Format gut Feedback gegeben werden.
Die Entscheidung für das Thema Feminismus fiel Mitte Dezember, andere Themen wie Protest gegen Gewalt, fehlende Zivilcourage oder Rechtsruck wurden durch die unmittelbare eigene Betroffenheit der jungen Frauen und die Brisanz des allgegenwärtigen Themas zur Stellung der Frau in der Gesellschaft zurückgestellt.
Als dramaturgische Kernfrage wurde entwickelt, wie wir als Frauen in der Gesellschaft mit vorgeschriebenen Mustern und Rollen umgehen und uns daraus befreien können. Dabei entstanden schon früh Zielformulierungen. Es sollten feministische Vorbilder herangezogen, es sollte keinesfalls moralisiert werden und die Zuschauer sollten soweit wie möglich durch Leerstellen in Text und Bild sowie durch Befragung und Partizipation zur Reflexion mit dem Thema aufgefordert werden.
Ab Mitte Dezember fand der Unterricht aufgrund des Lockdowns und der Rahmenbedingungen an der Schule bis Anfang Mai nur noch in digitaler Form über Zoom statt. Auch die spielpraktische Prüfung wurde digital durchgeführt. Die in der Prüfung entwickelten Szenen konnten später als Ideen- und Materialpool gewinnbringend in die Inszenierung eingebracht werden. Die ersten beiden Stunden, die digital durchgeführt wurden, hatten den Schwerpunkt, die Zoomästhetik zu erforschen und den Einsatz der Kamera in vielfältiger Weise in Bezug auf Wirkung und Spiel zu testen.
Bringe in die nächste Probe verschiedene Outfits aus deinem Kleiderschrank mit: Eines, was zeigt, wer du bist und das dich zeigt, wie du dich gerne siehst; eines, das du als gruppenkonform bezeichnen würdest, und noch zusätzlich dein individuelles Protestoutfit!
In der folgenden Recherchephase stellte sich die digitale Pinnwand (Padlet) durch die kollaborativen Möglichkeiten als besonders gewinnbringend heraus. Unterthemen, Recherche zu interessanten Menschen zum Thema sowie ästhetische Zugänge wurden gesammelt und zusammengetragen, um dann Neigungsgruppen bilden zu können, die sich mit je einem Schwerpunktthema für die Szenenentwickung befassten.
Als für die Gruppe interessante Unterthemen für die szenische Bearbeitung wurden aufgegriffen:
Für die Szenenentwicklung in den Kleingruppen galt es nun, digital-ästhetische Formen zu finden, die die Inhalte gut transportieren und das Ensemble-Spiel auch über die Kachel hinweg glaubwürdig und authentisch machen. Entscheidungen in Bezug auf den (virtuellen) Raum, die Einstellungsgrößen der Kamera und die Bildsprache mussten getroffen werden. So wurden beispielsweise für Szenen, die in besonderem Maße gesellschaftlich vorgegebene Rollenbilder zeigen, passende und aussagekräftige virtuelle Hintergründe gewählt, für private Szenen, die die Spielerinnen in ihrer eigenen Auseinandersetzung mit sich und der Frauenrolle zeigten, hingegen ihre privaten Räume zu Hause. Durch Improvisation und Auswahl von Texten wurden die Szenen entwickelt und schließlich zu einer ersten verdichteten Fassung zusammengestellt. Dabei entschied die Gruppe, die innere Ordnung der Themencollage durch wiederholtes variierendes Aufgreifen von Texten und Bildern zu gestalten und insgesamt eine inhaltliche Steigerung anzuvisieren.
Vor Aufführung im Juli erfolgte noch eine Vertiefungsphase, in der digital über die reine Zoomästhetik hinausgehend zum Thema gearbeitet wurde. Es wurden von den Schülerinnen zu verschiedenen Aspekten und Texten TikTok-Videos mit Lip sync erstellt sowie Musik, Übergänge und Abfolge der Szenen festgelegt.
Für die Aufführung selbst wurde insbesondere diskutiert und besprochen, worin Unterschiede im Live-Performen oder Film-Abspielen liegen und was ein digitales Theater notwendigerweise braucht, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu erhalten.
waren Faktoren, die gemeinsam mit den Schülerinnen erarbeitet und festgestellt wurden. Die Zuschaueranmoderation und ‑ermunterung, sich zu beteiligen, wurden geprobt und technische Abläufe gefestigt und optimiert. Für die Aufführung beim SDL wurde zudem ein Instagram-Account generiert, um das Thema Feminismus in der SDL-Woche noch über Social Media bei den Festivalteilnehmer*innen in den Fokus zu rücken und in den digitalen Austausch dazu zu kommen. Hier wurden täglich Beiträge, Stories und Reels gepostet.
Wie in jedem Prozess innerhalb einer Projektarbeit kam es auch hier zu Motivationstiefs. In unserem Fall kam das Tief, nachdem der erste Gesamtentwurf des Stücks im Mai entwickelt worden war, die Abiturientinnen ausfielen und die nun wieder erlaubten analogen Proben in Präsenz wenig ergiebig waren, da eine Übertragung des digitalen Formats zurück ins Analoge nach einigem Ausprobieren sich als wenig praktikabel erwies. Als dann die Proben deshalb wieder ins Digitale verlegt wurden, fehlte der Gruppe das gemeinsame leibliche Zusammenkommen. Erst kurz vor der ersten Aufführung im Juli beim digitalen bayerischen Schultheaterfestival SPIEL-PLATZ_2.0 ging es, auch durch das Entwickeln der TikTok-Videos und der Ideen für die Zuschauerpartizipation, wieder aufwärts. Im September beim SDL gab es dann bereits eine leichte Zoom-Müdigkeit bei allen, und die Partizipationsideen über Zoom waren mit der SDL-Plattform unerwarteterweise nicht realisierbar, da zwar die Aufführung live übertragen wurde, nicht aber Zuschauer in Zoom live dabei sein konnten, sodass sehr schnell auf das Tool Slido umgeswitcht werden musste. Dies löste bei allen Stress aus, letztendlich konnten wir mithilfe unseres Technikers aber gut darauf reagieren.
Insgesamt stellte sich der Umgang mit filmästhetischen Mitteln wie Kameraperspektiven, Einstellungsgrößen, Bildaufbau, Bildsprache und Lichteinsatz als Highlight heraus. Es machte bei den Proben viel Spaß, unterschiedliche Möglichkeiten der filmischen Arbeit auszuprobieren, indem beispielsweise auch mit mobilen Geräten wie Smartphone oder Tablet gearbeitet wurde. Beim gezielten Erstellen der kurzen Videoclips kam dies auch zum Tragen.
Ein weiteres Highlight war der Einsatz verschiedener digitaler Apps, v. a. Padlet für die Recherchearbeit sowie Slido für die Zuschauerbefragungen und die damit einhergehenden oftmals notwendigerweise improvisierten Spielhandlungen der Spielerinnen. Hierdurch entstand ein hohes Maß an Spielsicherheit, flexibel reagieren zu können. Interaktion und Partizipation konnten im digitalen Raum gut in die Inszenierung integriert und über die digitalen Anwendungen in Instagram noch verstärkt werden.
Die Entwicklung des Projekts hat in jedem Fall Mut gemacht, (Schul-)Theater und Digitalität zusammenzubringen!
Die digitalen Ansätze, der Einsatz digitaler Tools und Medien, die kollaborativen digitalen Arbeitsweisen und die Verschränkung von analogem mit digitalem Theater haben uns in vielfacher Weise dazu ermuntert, darüber nachzudenken, was digitale Formate brauchen und inwieweit digitale Zugänge gewinnbringend in analoges Schultheater integriert und auch weiterentwickelt werden können.
Lehrerin am Albert-Einstein-Gymnasium München für Deutsch, Sport, Theater und Film; Referentin für Qualifizierungslehrgänge für Theater an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen, langjährige Vorsitzende der LAG Theater und Film in Bayern, seit November 2021 Vorsitzende des Bundesverbandes Theater in Schulen (Doppelspitze mit Tonio Kempf), z.Zt. abgeordnet ans Kultusministerium (Referat künstlerisch-kulturelle Bildung), Projektleitung „Kulturschulen in Bayern“.