Fachtag - Programm

Im ersten Teil des Fachtags wird das FOKUS-Thema SCHULTHEATER.VIELFALT in verschiedenen Impulsen und Austauschformaten aufgegriffen.

Gemeinsam wird der Frage nachgegangen, wie Theater in der Schule auf aktuelle gesellschaftlich-politische Entwicklungen reagieren kann – gerade in einer Zeit, in der Diversität zunehmend unter Druck gerät.

Dabei wird der Blick auch nach innen gerichtet: Wie kann unsere eigene theaterpädagogische Praxis diversitätssensibler gestaltet werden, um der gelebten Vielfalt an unseren Schulen besser gerecht zu werden?

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Programm-Ablauf

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8:45 Uhr

Ankommen - Begegnung, Austausch und Kaffee

9:00 – 12:00 Uhr

Impulse und Interaktionen

Impuls 1

Elise v. Bernstorff (sie/ihr) und Johannes Kup (er/ihm) fragen in ihrem Input, wie sich Diversität nicht nur als Thema, sondern auch als Haltung begreifen lässt: Was bedeutet Diversität konkret für die eigene theaterpädagogische Praxis? Wie kann Theater in der Schule ein Raum sein, um sich künstlerisch mit gesellschaftlichen und politischen Fragen auseinanderzusetzen – etwa damit, wie »andere zu anderen gemacht werden«? Wie lässt sich performativ an hegemonialen Zugehörigkeitsordnungen rütteln und das Erproben eines »Andersseins« ermöglichen – ohne dabei in Vereinheitlichung oder festgelegte Schemata zu verfallen, sondern im Sinne eines offenen Dialogs, der Vielfalt, Widersprüche und neue Perspektiven zulässt? Und schließlich: Was bedeutet ein diskriminierungskritischer Zugang ganz praktisch – für Übungen, Methoden und Darstellungsmittel in der theaterpädagogischen Arbeit?

Elise v. Bernstoff 
      (sie/ihr)

Elise v. Bernstoff (sie/ihr)

Elise v. Bernstorff ist seit 2021 Professorin für Performative Künste und Bildung an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen und war Stipendiatin des künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenkollegs »Versammlung und Teilhabe« in Hamburg. Hier entwickelte sie am FUNDUS/Forschungstheater Hamburg Projekte mit Kindern. Nach Stationen in freien Theaterprojekten und künstlerischer Forschung war sie von 2018 bis 2021 sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Forschungsprojekt »Transkulturelle Praktiken im postmigrantischen Theater und in der Schule« an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie ist Mitgründerin des Netzwerks »Forschung im Kinder- und Jugendtheater«.

Johannes Kup 
      (er/ihm)

Johannes Kup (er/ihm)

Johannes Kup ist seit 2022 Professor für Didaktik des Darstellenden Spiels an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Er studierte Politikwissenschaft, Romanistik sowie Theaterpädagogik in Berlin und arbeitete nach dem Referendariat als Lehrer sowie mit der Gruppe OnElf in freien Theaterprojekten. Von 2012 bis 2022 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin, wo er 2018 mit der Arbeit »Das Theater der Teilhabe. Zum Diskurs um Partizipation in der zeitgenössischen Theaterpädagogik« promoviert wurde. In seiner Forschung untersucht er in machtkritischer Perspektive didaktische Konzepte und Praktiken des Darstellenden Spiels und arbeitet an ihrer diversitätssensiblen Weiterentwicklung. Johannes Kup ist Mitherausgeber der Zeitschrift für Theaterpädagogik/Korrespondenzen.

IMPULS 2

Im Anschluss widmet sich Katharina Landsberg am Beispiel des Mittelsächsischen Theaters in Freiberg und Döbeln der Frage, was Diversität im Kontext des Kinder- und Jugendtheaters im ländlichen Raum bedeutet: Wie gestaltet sich Theaterarbeit, wenn Kinder und Jugendliche nur schwer Zugang zum Theater finden? Wer wird durch das Medium Theater möglicherweise ausgeschlossen? Und wie kann die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Theater so gestaltet werden, dass alle einbezogen werden? Kurz gesagt: Vor welchen Herausforderungen steht die theaterpädagogische Arbeit mit jungen Menschen im ländlichen Raum?

Katharina Landsberg 
      (sie/ihr)

Katharina Landsberg (sie/ihr)

Katharina Landsberg (1997*) studierte ab 2016 Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg, wofür sie ein Deutschlandstipendium der Industrie- und Handelskammer Halle/Dessau erhielt. Während ihres Studiums realisierte sie immer wieder Theaterprojekte mit Kindern und Jugendlichen. In ihrer Abschlussarbeit an der Hochschule Merseburg (Bachelor) beschäftigte sie sich mit Geschlechter(un)gerechtigkeiten an deutschsprachigen Theatern.

Seit 2020 studiert Landsberg Szenische Forschung an der Ruhr Universität Bochum und arbeitet als freie Theaterpädagogin und Dramaturgin. Seit der Spielzeit 2022/2023 hat sie die Leitung der jungen Sparte am Mittelsächsischen Theater Freiberg/Döbeln.

12.00 – 13.30

Mittagspause

13.30 – 16.30

Workshops 1-6

Workshop 1

Didaktischer Schwerpunkt critical diversity im Fach Theater/DS

Im Rahmen des Programms Didaktischer Schwerpunkt Diversity (DSD) haben wir, Aaron Aschenbach und Ursula Jenni für die Lehramtsstudiengänge Theater/ Darstellendes Spiel an der UdK ein Programm entwickelt, das Diversität als machtkritische Praxis für das Fach Theater reflektiert. Basierend auf Inputs von Diversity-Expert*innen haben wir zur zwei Schwerpunkthemen – Klassismus und Zugänge zu Räumen, sowie queerfeministische Reflexion von Figuren-Stereotypen - exemplarische Workshops entwickelt und in Schulen erprobt. Wir geben einen Überblick über diese beiden Workshops und beleuchten, wie potenziell diskriminierende Automatismen, wie der Rückgriff auf Stereotypen oder Praxen des Otherings, im Theaterunterricht kritisch hinterfragt und verschoben werden können.

Aaron Aschenbach 
      (er/ihm)

Aaron Aschenbach (er/ihm)

Aaron Aschenbach (er/ihm) ist Masterstudierender im Bereich Theater und Deutsch auf Lehramt an der Universität der Künste (UdK) Berlin sowie an der Freien Universität Berlin. Seit November 2023 ist er als studentischer Mitarbeiter im Kernteam des Didaktischen Schwerpunkts Diversity an der UdK Berlin tätig. Zuvor wirkte er als theaterpädagogische Assistenz beim Projekt Stolpern an der Schaubühne Berlin und dem Piccolo Theater Cottbus mit und inszenierte im Jahr 2024 an der UdK Berlin sein eigenes künstlerisches Projekt SCHLAF/labor. Im Rahmen seiner Bachelorarbeit forschte er klassismuskritisch zum Schwerpunkt: Zugänge im postdramatischen Theater.

Ursula Jenni 
      (sie/ihr)

Ursula Jenni (sie/ihr)

Ursula Jenni (sie/ihr) ist Dozentin für Didaktik im Lehramt Theater/Darstellendes Spiel an der Universität der Künste Berlin. Sie ist ausgebildet als Primarlehrerin, Theaterpädagogin und Mediatorin und lehrt seit 2010 in der Aus- und Weiterbildung für Theatervermittler*innen. Fragen der Anerkennungs- und Teilhabegerechtigkeit im Kontext von Bildung, Kunst und Kultur begleiten ihre Lern-, Vermittlungs- und Unterrichts-Praxis seit vielen Jahren.

(Bild: Jörg Metzner)

Workshop 2

Klassenzimmer - ein klassismuskritischer Workshop zum Schulfach Darstellendes Spiel

Klassismus gilt als eine der verstecktesten Diskriminierungsformen und dennoch wird sie überall sichtbar, auch im Klassenzimmer unseres Darstellenden Spiel Unterrichtes. In diesem Workshop wollen wir genauer hinschauen: Wir möchten einen persönlichen Zugang zum Thema Klassismus entwickeln, künstlerische Ausdrucksformen dazu erkunden und schließlich Wege finden, wie wir diese Perspektiven pädagogisch sinnvoll in unser eigenes Unterrichtshandeln übertragen können.

Verena Brakonier 
      (sie/ihr)

Verena Brakonier (sie/ihr)

Verena Brakonier ist Arbeiterkind und Tänzerin/Choreografin in Hamburg. Sie studierte Tanz an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Hauptsächlich arbeitet sie zum Thema Klasse und Klassismus, verbindet ihr künstlerisches Arbeiten mit Aktivismus und gibt Antiklassismus – Workshops.

Catharina Koch 
      (sie/ihr)

Catharina Koch (sie/ihr)

Catharina Koch ist als Arbeiter*innenkind aufgewachsen. Sie studierte Performative Kunst und Bildung an der HBK Braunschweig und arbeitet in Braunschweig sowie Hamburg und nähe Bremen. Sie ist Performancekünstlerin sowie Theaterpädagogin und unterrichtet die Fächer Darstellendes Spiel und Deutsch. Künstlerisch forscht Catharina in ihrem Kollektiv rio.rot vor allem im Bereich Theater, Feminismus und Klassismus.

Workshop 3

Working with exclusion: theater and performative languages with suburb and transgender youth

I will talk about my work for the Quartieri di Vita festival in a difficult context like the area of Castel Volturno, where I have been working since three years with a group of teenagers and very young people from 4 continents. With them we have created several theatrical shows / performances that blend classic texts and texts written by the kids on contemporary events that have particularly affected them.

I will also talk about the project of using a similar approach working with a group of transgender people / students, in order to use performative-theatrical languages ​​to create self-awareness in them and a stronger connection between them and the audience.

This Workshop will be held in English.


Chris Costa 
      (they/them)

Chris Costa (they/them)

Chris Costa (b. Warsaw, Poland) is an artist working with territories, communities, and social groups. They develop long-term public art projects with a relational approach, fostering deep connections with places and people. Their work challenges the economic constraints of the art system, focusing instead on duration, identity, and place.

They founded/worked on several public art projects: Progetto Isole (Palermo, 2005-11), N.EST (Naples, since 2007), Spazi Docili [Docile Spaces] (Florence, since 2008, with Fabrizio Ajello), Biennale Urbana (Venice, 2014-16, with STALKER and Officina Marinoni).

In 2015 they work in a Syrian refugee camp in Bar Elias, Beqaa Valley, Lebanon, through the e-scape. Transitional settlement project.

In 2022, 2023 and 2024 they represent Poland in the social theater festival Quartieri di Vita as Artistic Director and Playwright, collaborating with Antonio Nardelli. This work was also showed during the international festival Campania Teatro Festival.

Workshop 4

Ohne Angst verschieden sein dürfen: Intersektionale Ansätze in der Theaterarbeit mit heterogenen Gruppen

»Die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr«, sagte einst Vincent van Gogh.

Wenn wir auf schulische Bildungszusammenhänge schauen, stellen wir fest, dass heterogene Schulklassen – mit viel Potenzial zum »Blühen« - seit vielen Jahrzehnten der Normalzustand im deutschen Bildungswesen sind. Jedoch werden diese Potenziale oftmals unterschätzt und immer wieder eingehegt und durch dominanzkulturell geprägte, normative pädagogisch-didaktische Zugänge in eingefahrene, gepflasterte Bahnen zurückgeführt.

Dabei bieten intersektionale Ansätze sehr wirkungsvolle Zugänge, um die Vielfalt unter den Schüler*innen zum Blühen zu bringen. Im Zusammenkommen verschiedener Identitäten und Erfahrungs- und Lebensrealitäten, die sich über soziale Positionierungen/Kategorien, wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, race/‚Rasse‘, Behinderung oder Gesundheit, Alter, soziale Herkunft vermitteln, können Schüler*innen sich mit den Vielschichtigkeiten und Widersprüchlichkeiten der eigenen Identität, den unterschiedlichen Erfahrungen von Diskriminierung, Privilegierung und komplexen sozialen Ungleichheiten auseinandersetzen und gemeinsam Ermächtigungsstrategien entwickeln.

Besonders in der kulturellen Bildung, etwa im Darstellenden Spiel und in der theaterpädagogischen Arbeit, bietet sich eine ressourcenorientierte Nutzbarmachung der vielfältigen Lebens- und Erfahrungsrealitäten, Perspektiven, Wissensbestände von Schüler*innen an.

Leyla Ercan 
      (sie/ihr)

Leyla Ercan (sie/ihr)

Leyla Ercan, M.A. Anglistik/Amerikanistik, Germanistik, Sozialpsychologie, ist Kulturberaterin und -managerin, Lehrbeauftragte und Referentin mit den Schwerpunkten Diversität/Intersektionalität, Teilhabe, Migration. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren wissenschaftlich, praktisch und politisch mit Fragen der Enthinderung, Teilhabestärkung und Inklusion von gesellschaftlich benachteiligten, marginalisierten und diskriminierten Menschen. Zuletzt war sie als Agentin für Diversität am Nds. Staatstheater Hannover tätig und für die diversitätsorientierte Öffnung und Entwicklung des Hauses in den Handlungsbereichen Programm, Publikum, Personal zuständig.

Workshop 5

Get_or die trying

Im Workshop wird euch zunächst die Arbeit »Get _ or die trying« vorgestellt, die sich mit subversiven Strategien in der kommerzialisierten Tanzszene auseinandersetzt. Anschließend wollen wir Prinzipien der Erarbeitung praktisch ausprobieren und gemeinsam weiterdenken. Da es sich bei der Inszenierung um ein Tanzprojekt handelt, ist für den praktischen Teil bequeme Kleidung empfehlenswert.

Anne-Marie Klinger 
      (sie/ihr)

Anne-Marie Klinger (sie/ihr)

Anne-Marie Klinger ist seit Februar 2025 Lehrerin an einer integrierten Gesamtschule in Wolfenbüttel für die Fächer Darstellendes Spiel und Englisch. Bereits während ihres Studiums an der Hochschule für Bildende Künste und der Technischen Universität Braunschweig arbeitete sie freiberuflich als Tanz- und Theaterpädagogin sowie als Performerin und Choreografin. Die freiberufliche Arbeit mit dem Fokus auf Tanz, Bewegung und Sprechtraining, möchte sie auch während der Lehrtätigkeit an der Schule fortführen.

Workshop 6

Aesthetics of Access - Bühne Neu Denken!

Ein Workshop über innovative künstlerische Ansätze zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe an Kunst und Kultur für alle.

Ausgehend von der Gleichberechtigung der Perspektiven von Menschen mit und ohne Behinderung eröffnet „Aesthetics of Access“ das enorme künstlerische Potential eines barrierefrei gedachten und praktizierten Kunstverständnisses. So werden für Werk und Prozess neue Qualitäten hinzugewonnen, die Mittel der Barrierefreiheit zu künstlerischem Vokabular und ihre Anwendung zur Inspirationsquelle.

Nils Rottgardt 
      (er/ihm)

Nils Rottgardt (er/ihm)

Das Un-Label Team gibt in diesem Workshop Einblicke in die kreativen Prozesse dieses Verfahrens und stellen bewährte Praktiken für den Einsatz von Barrierefreiheit als ästhetisches Element vor. Ein Ideentransfer für Ihre zukünftige kulturelle und künstlerische Arbeit wird angeregt.

16.30 – 17.00

Abschluss