SCHUL.THEATER

Fokus

Workshop-Übungen: Immersion

von Marei­ke Wenzel

Inhalt 

Freie Rollenfindung

Die Spiel­lei­tung legt einen Sta­pel mit Fotos (ich nut­ze Fotos von ver­schie­de­nen Orten auf denen mög­lichst kei­ne Men­schen zu sehen sind und die schwer zuzu­ord­nen sind. Es kön­nen, aber gezielt Fotos von bekann­ten Orten benutzt wer­den, je nach­dem was die Spiel­lei­tung plant), eine Sta­pel mit Ges­ten­kar­te (ich benut­ze die Kar­ten­box von Mar­tin Brooks “Kör­per­spra­che”1ISBN 978−3−96244−226−2) und einen Sta­pel mit Sät­zen (den Teil­neh­men­den wird zu Beginn die Auf­ga­be gege­ben einen Satz, den sie an die­sem Tag gehört haben auf­zu­schrei­ben. Das kann irgend­ein Satz sein, den sie moch­ten, nicht moch­ten, der aus irgend­ei­nem Grund für sie auf­fäl­lig war. Die­se Sät­ze wer­den auf klei­ne Zet­tel geschrie­ben und zu den Fotos und Kar­ten gelegt) aus. Die Teil­neh­men­den zie­hen nun jeweils ein Foto, eine Ges­ten­kar­te und einen Satz. Dazu kön­nen noch Objek­te aus­ge­ge­ben wer­den (ent­we­der von der Spiel­lei­tung mit­ge­bracht oder als Auf­for­de­rung an die Teil­neh­men­den einen Gegen­stand, den sie auf dem Weg zur Pro­be gefun­den haben oder von Zuhau­se mit­zu­brin­gen). Nun haben die Teil­neh­men­den 3 Minu­ten Zeit, sich eine Rol­le zu über­le­gen, die in irgend­ei­ner Wei­se mit die­sen Vor­ga­ben in Ver­bin­dung steht.

 

Rollenmeditation

Haben alle Teil­neh­men­den eine Idee zu ihrer Rol­le, führt die Spiel­lei­tung eine kur­ze Rol­len­me­di­ta­ti­on durch.
Die Teil­neh­men­den schlie­ßen die Augen und im bes­ten Fall legen sie sich hin. Die Spiel­lei­tung bit­tet die Teil­neh­men­den sich vor­zu­stel­len, dass ihre Rol­le liegt und die Augen geschlos­sen hat, dann geht sie die ver­schie­de­nen Kör­per­tei­le durch, die Teil­neh­men­den füh­len sich in den Kör­per der Rol­le ein. Als nächs­tes sol­len sie sich über­le­gen, wo die Rol­le liegt und was sie um sich her­um hört, was in nächs­ter Nähe und was in Ent­fer­nung, was sind die Gerü­che und die Tem­pe­ra­tur, die die Rol­le umge­ben. Dann öff­net die Rol­le die Augen (nicht die Teil­neh­men­den) nimmt den Raum wahr, nimmt Din­ge um sich her­um in die Hand, bewegt sich durch den Raum. Nun gibt die Spiel­lei­tung ver­schie­de­ne Hand­lungs­im­pul­se für die Rol­le in dem Raum und schließ­lich lei­tet sie die Rol­le aus dem Raum hin­aus und schickt sie auf Ent­de­ckungs­rei­se in der Umge­bung. Es wird immer wie­der der Fokus auch auf Geräu­sche, Klän­ge, Gerü­che, Tem­pe­ra­tu­ren etc gelenkt. Die­se Media­ti­on kann bis zu 20 Minu­ten dau­ern, abhän­gig von der Gruppe.

 

Themenfindung

Ent­we­der die Spiel­lei­tung gibt ein The­ma oder eine Geschich­te als Vor­la­ge vor oder die Teil­neh­men­den bestim­men selbst das The­ma.
Für zwei­te­re Vari­an­te schrei­ben die Teil­neh­men­den alle The­men, die sie in ihrem Stück behan­deln wol­len, auf. Die­se The­men wer­den dann so lan­ge grup­piert und hin und her gescho­ben, bis ein Ober­the­ma bleibt mit klei­ne­ren Unter­the­men. Dann wer­den die Rol­len in Bezug zum The­ma gesetzt und gemein­sam die Geschich­te ent­wi­ckelt. Die Spiel­lei­tung muss immer wie­der bün­deln und ver­dich­ten.
Wich­tig zu beden­ken ist immer, wel­che Rol­le haben die Zuschau­en­den, wie kom­men sie in die Hand­lung hin­ein? Wel­che Funk­ti­on haben sie?

 

Das Setting wird festgelegt

Beim immersi­ven Arbei­ten heißt das nicht bloß Set Design, son­dern der Ent­wurf eines kom­plet­ten Uni­ver­sums. In was für einem Raum bewe­gen sich die Figu­ren? Was ist das Farb­sche­ma? Gibt es einen beson­de­ren Sound? Was ist der gesam­te Stil und wie hängt er mit den Rol­len zusam­men? Was ist das Tem­po? Wie gestal­tet sich die Spra­che, wel­che Wör­ter wer­den benutzt oder auch nicht benutzt? Was gibt es für Gerü­che? All die­se Fra­gen wer­den in den Rol­len aus­pro­biert und bespro­chen bis sich ein­heit­li­ches Set­ting gefun­den wur­de. Wie kann sich das Set­ting in den Rol­len in Bewe­gungs­mus­tern und auch in Spra­che wiederspiegeln?


Rollenmediation 2

Steht der ers­te Rol­len­ent­wurf neh­men alle Teil­neh­men­den ein lee­res Blatt Papier, schlie­ßen die Augen und zeich­nen blind ihre Rol­le und was die Rol­le umgibt

 

Stuhlreihe

Es wer­den zwei Stuhl­rei­hen auf­ge­baut, die sich gegen­über­ste­hen. Alle Teil­neh­men­den set­zen sich auf die Stüh­le. Zuerst geht eine Sei­te in die Rol­le und die Teil­neh­men­den auf der ande­ren Sei­te neh­men die Rol­le der Zuschau­en­den ein. Es sit­zen sich nun also immer Paa­re von jeweils einer*m Spie­len­den und einer*m Zuschau­en­den gegen­über. Die Zuschau­en­den haben jetzt eine Minu­te Zeit mit der Per­son in Rol­le ins Gespräch zu kom­men, ihr Fra­gen zur Per­son und der Geschich­te zu stel­len und die ande­re Per­son ant­wor­tet im Cha­rak­ter und geht nicht aus der Rol­le her­aus und impro­vi­siert Ant­wor­ten. Nach einer Minu­te rücken alle auf der Zuschau­en­den Sei­te ein Stuhl wei­ter und es geht in der neu­en Paa­rung wei­ter. Das wird so lan­ge wie­der­holt, bis alle wie­der auf ihrem ursprüng­li­chen Platz ange­kom­men sind. Danach geht die ande­re Sei­te in Rol­le und die, die vor­her in Rol­le war ist jetzt in der Zuschau­en­den Position.

 

Beziehungslotterie

Alle Rol­len­na­men wer­den auf Zet­tel geschrie­ben, dann zie­hen alle Teil­neh­men­den einen Zet­tel mit Namen, zu der Rol­le auf dem Zet­tel ent­wi­ckeln sie nun eine beson­de­re Ver­bin­dung, von der Spiel­lei­tung kann vor­ge­ge­ben wer­den ob posi­tiv oder negativ.

 

Erinnerungsrunde

Alle Teil­neh­men­den set­zen sich in einen Kreis und gehen in ihre Rol­le, dann begin­nen sie sich gemein­sa­me Erin­ne­run­gen zu erzäh­len, die von den ande­ren ergänzt wer­den. Zum Bei­spiel: “ich erin­ne­re mich, als du in den See gefal­len bist.” “Ja stimmt, du woll­test zei­gen, dass du frü­her Seil­tän­zer warst und 2 Sekun­den spä­ter lagst du schon im Eis­was­ser.”
So wer­den Erin­ne­run­gen für die Fik­ti­on ent­wi­ckelt, die spä­ter ins Stück ein­flie­ßen können.

 

Raum

Die Teil­neh­men­den suchen sich ihren Bereich im Büh­nen­raum und ent­schei­den sich wel­che Mate­ria­li­en, Requi­si­ten etc. sie für ihren Bereich und ihr Uni­ver­sum benötigen.

 


Genereller Tipp für die Rollenarbeit

Hilf­reich sind auch Trig­ger­sät­ze oder Trig­ger­be­we­gun­gen, die einem hel­fen in die Rol­le zu kom­men. Für alle Rol­le, die ich gespielt habe, habe ich einen Satz oder eine Ges­te, die für mich für die Rol­le steht. Wenn mich jemand fra­gen wür­de “Wie ist die­se Per­son?” wür­de ich die­sen Satz sagen oder die Ges­te aus­füh­ren und sofort wäre die Rol­le da. So kann ich auch heu­te noch schnell wie­der in Rol­len fin­den, die ich lan­ge nicht gespielt habe.

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