hat Schauspiel studiert. Er arbeitet als Spielleiter, Dozent und Verbandsakteur mit dem Schwerpunkt der Theaterarbeit von, mit und für junge Menschen.
Leiter des freien Kinder- und Jugendtheater spielmitte e.V. in Halle (Saale).
2008 bis 2017 war er Mitglied im Ensemble des Thalia Theaters Halle. Seit 2020 gehört er zum Schauspielensemble des Neuen Theater Halle.
hat Schauspiel studiert. Er arbeitet als Spielleiter, Dozent und Verbandsakteur mit dem Schwerpunkt der Theaterarbeit von, mit und für junge Menschen.
Leiter des freien Kinder- und Jugendtheater spielmitte e.V. in Halle (Saale).
2008 bis 2017 war er Mitglied im Ensemble des Thalia Theaters Halle. Seit 2020 gehört er zum Schauspielensemble des Neuen Theater Halle.
Interessen der Jugendlichen?
Ich frage mich, warum Jugendliche im digitalen Raum an Theaterproben teilnehmen sollten? Wollen sie das überhaupt?
Ich glaube, dass die künstlerische Beschäftigung „Theater“ für sie nicht an erster Stelle steht. Klar stehen sie gern auf der Bühne, erarbeiten für sie neue Rollen, agieren spielend miteinander und genießen den Applaus. Und einige von ihnen wollen irgendwann Schauspieler*innen werden.
Es ist für sie meiner Meinung nach vor allem wichtig, miteinander in Kontakt zu gehen, sich zu begegnen, wahrgenommen und wertgeschätzt werden – von ihren Mitspielenden, von mir als Leitendem und von den Zuschauenden. Sie wollen sich in die Augen schauen, anfassen, berühren, bewegen, Nähe suchen, Grenzen austesten, miteinander etwas erleben und ihr Erleben miteinander abgleichen. Es ist für sie wichtig, Gleiches und Unterschiedliches aneinander zu entdecken, um sich einerseits zu einer (sozialen) Gruppe zugehörig zu fühlen und gleichzeitig ihre individuelle Identität aufzubauen. Zumindest ist es mir noch nicht gelungen, diese Qualität von Miteinander in den digitalen Raum zu transportieren.
Wenn die genannten Bedürfnisse für junge Menschen von zentraler Bedeutung sind, dann können die Onlineproben sie nicht oder nur bedingt erfüllen. Digitalität im theaterpädagogischen Kontext muss also andere Bedürfnisse von jungen Menschen ansprechen.
Meine Haltung
Ich frage mich, warum ich mich auf die Proben nicht so richtig freue, sondern sie als Belastung wahrnehme? Ich nehme wahr, dass in mir eine Taktik von Verzögern, Aufschieben und eine innere Gegenwehr stattfindet, je näher die Freitagsprobe rückt.
Natürlich freue ich mich auf die Jugendlichen, will wissen, wie es ihnen geht, was sie gemacht haben und was sie über dies und jenes denken.
Aber aktuell fühle ich mich überfordert, inkompetent und in meinen Mitteln beschnitten. Ich muss den Umgang mit digitalen Tools und neuer Technik erst erlernen. Ich weiß nicht so richtig, was ich da eigentlich jeden Freitag mache. Ich rate, was möglicherweise gut funktionieren und was die Teilnehmenden interessieren und sie ansprechen könnte. Sie spüren natürlich, dass ich unsicher bin und dass ich suche. Und je weniger ich weiß, was ich da wirklich mache, desto stärker sinkt ihr Interesse und ihre Verlässlichkeit, an den Onlineproben teilzunehmen.
Verein & Team
spielmitte ist ein freies Kinder- und Jugendtheater in Halle (Saale). Der Verein bietet kontinuierlich arbeitende Theatergruppen sowie offene Formate für verschiedenen Altersklassen und in verschiedenen Theater- und Darstellungsformen an. Das Team besteht aus acht seit langem miteinander arbeitenden Spielleitenden. Ich leite den Verein, das Team und meine Theatergruppe.
In der Teamsitzung berichten alle davon, dass die VK-Proben eher schlecht laufen. Sie erzählen von Motivationsverlust, Frustration, fehlenden Mitteln für die Onlineproben und der Schwierigkeit, der Theaterarbeit nicht „normal“ nachgehen zu können. Die digitale Präsentation wird als nicht gewinnbringend und arbeitsaufwendig(er) wahrgenommen und der Zwang dazu als Belastung. Wir müssen aber etwas präsentieren, um den Förderzweck erfüllen zu können, um zu rechtfertigen, dass wir und was wir in 2020 mit den Teilnehmenden gemacht haben.
Es ist unzweifelhaft, dass wir schlecht darauf vorbereitet sind, nun digital mit Teilnehmenden theaterpädagogisch zu arbeiten und mit ihnen präsentationsreife Ergebnisse zu gestalten. Wir haben das Thema Digitalität in den letzten Jahren ziemlich verschlafen. Wir sind in einem Modifikationsprozess und der ist schwer. Wir konnten uns die digitale Theaterarbeit nicht organisch mit der Zeit erobern, sondern mussten in kürzester Zeit auf die sich verändernde Welt reagieren.
Wir haben uns als Team innerhalb der letzten Wochen intensiv in verschiedene Tools für die digitale Theaterarbeit eingearbeitet und entdecken wöchentlich weitere spannende Plattformen und Apps. Doch es reicht nicht, die Technik zur digitalen, körperkontaktlosen Kommunikation bloß zu beherrschen. Werden alte Konzepte und Ideen nicht generalüberholt und angepasst, werden sie im Gegenzug von dieser Technik beherrscht.
Wir haben festgestellt, dass das größte Problem in der aktuellen Arbeit mit den digitalen Tools ist, dass wir sie als Lückenfüller wahrnehmen und so behandeln. Wir hoffen quasi wöchentlich, dass der Spuk vorbei ist und alles so werden kann wie vorher. Die Onlineproben sind das notwendige Übel, dass wir gerade über uns ergehen lassen müssen. Womöglich nehmen es die Teilnehmenden und deren Eltern ähnlich wahr.
Natürlich wissen wir tief in uns, dass das nicht stimmt.
Aus dem Gedanken der Überbrückung heraus ist es uns noch nicht gelungen, den Rahmen der digitalen theaterpädagogischen Arbeit neu und konkret abzustecken und für uns und für die Teilnehmenden zu definieren, was die jeweiligen Rollen und Aufgaben sind.
Was folgt daraus?
Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Präsenz ist durch digitale Theaterarbeit nicht zu ersetzen. Sie ist einzigartig, wenn es darum geht, junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten. Sie spricht neben einem speziellen Interesse vor allem zentrale Bedürfnisse der jungen Menschen an.
Wenn wir unseren Teilnehmenden weiterhin ein Angebot unterbreiten wollen, dass sie anspricht und interessiert, müssen wir weg davon, die digitale theaterpädagogische Arbeit als Zwischenlösung oder Ersatz zu behandeln! Sie darf nicht in Konkurrenz zur analogen theaterpädagogischen Arbeit stehen, sondern muss als eigenständiges und weiterentwickeltes künstlerisches Betätigungsfeld gedacht werden. Diese spezielle Arbeit hat ein anderes Wesen, hat andere Voraussetzungen, braucht andere Strukturen, bietet andere Chancen, erfüllt andere Bedürfnisse und in ihr liegen andere Zielsetzungen. Es gilt also, gemeinsam in Zusammenarbeit mit jungen Menschen bisheriges Theaterpraktiken auf den Prüfstand zustellen und gleichzeitig Neues in den Punkten Inhalt und Ästhetik mit den neuen Ausdrucksmitteln des Bildschirms und der Software zu wagen.
Utopia
Wie können wir also Inhalte (und Formate) explizit digital denken?
Mit dem Projekt Utopia werden wir 2021 etwas Neues wagen. Wir wollen mit unseren Teilnehmenden die problematische Zeit nutzen und spielerisch und technisch konsequent neue Wege gehen. Und zwar nicht als Übergangs- oder Notlösung, sondern als Weiterentwicklung des modernen Theaters. Dabei wollen wir auf der „neuen“ Seite VK-Tools, Gaming Software und Streaming als primäres ästhetisches Mittel in unsere Arbeit integrieren und auf der anderen, „alten“ Seite auf die unverzichtbaren Kernelemente des Theaters, Entwicklung durch Spiel und Wahrhaftigkeit in der Behauptung setzen.
Utopia wird ein altersübergreifendes Planspiel, das auf Elemente von klassischen Rollenspielen genauso zugreift wie auf explizit digitale Darstellungformate wie DIY-Videos, Follow-me-arounds oder Rants – mit dem Ziel, dass die jungen Menschen als Teilnehmende ihre Kompetenzen in die Erschaffung einer neuen, besseren Gesellschaft auf dem fernen Planeten Utopia einbringen können. (weitere Informationen unter www.spielmitte.de)
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Die Seite Schul.Theater lädt alle am Schultheater interessierten Menschen ein, sich über Grenzen hinweg zu inspirieren und zu informieren, zu verbinden und im Forum in den Austausch zu kommen.
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