Postdigitales Schultheater

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Felix Büchner 

hat Ger­ma­nis­tik und Dar­stel­len­des Spiel (M.Ed.) sowie Atlan­tic Stu­dies (M.A.) an der Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver stu­diert . Er ist Mitbegründer der stu­den­ti­schen Arbeits­grup­pe ‘mel­ken-AG’ und seit 2020 wiss. Mit­ar­bei­ter und Dok­to­rand am Georg-Eckert-Insti­tut für inter­na­tio­na­le Schul­buch­for­schung in Braunschweig.

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Sören Traulsen 

hat Ger­ma­nis­tik und Dar­stel­len­des Spiel (M. Ed.) an der Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver stu­diert. Er arbei­te­te am Staats­thea­ter Han­no­ver, ist frei­schaf­fen­der Thea­ter­päd­ago­ge und seit 2020 wiss. Mit­ar­bei­ter und Dok­to­rand am Arbeits­be­reich Empi­ri­sche Bil­dungs­for­schung der Leib­niz Universität.

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Felix Büchner 

hat Ger­ma­nis­tik und Dar­stel­len­des Spiel (M.Ed.)
sowie Atlan­tic Stu­dies (M.A.) an der Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver stu­diert . Er ist Mitbegründer der stu­den­ti­schen Arbeits­grup­pe ‘mel­ken-AG’ und seit 2020 wiss. Mit­ar­bei­ter und Dok­to­rand am Georg-Eckert-Insti­tut für inter­na­tio­na­le Schul­buch­for­schung in Braunschweig.

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Sören Traulsen 

hat Ger­ma­nis­tik und Dar­stel­len­des Spiel (M. Ed.) an der Leib­niz Uni­ver­si­tät Han­no­ver stu­diert. Er arbei­te­te am Staats­thea­ter Han­no­ver, ist frei­schaf­fen­der Thea­ter­päd­ago­ge und seit 2020 wiss. Mit­ar­bei­ter und Dok­to­rand am Arbeits­be­reich Empi­ri­sche Bil­dungs­for­schung der Leib­niz Universität.

Ergän­zung: Die­se Über­sicht gehört zum Bei­trag „Post­di­gi­ta­les Schul­thea­ter”, Heft 78 der Zeit­schrift für Thea­ter­päd­ago­gik, S. 13–15.

Audio-Walk

Der A‑W ist eine Insze­nie­rungs­form, die dem Publi­kum eine Kom­bi­na­ti­on aus Hör- und Lauf­erleb­nis ermöglicht. Audio­spu­ren wer­den dafür vor­pro­du­ziert und mit insze­nier­ten Gängen verknüpft (krügerXweiss 2018: Wel­co­me to the Com­fort Zone). Liegt der Schwer­punkt auf Akti­on und Par­ti­zi­pa­ti­on des Publi­kums sowie der Inter­ven­ti­on in öffentlichen Räumen, rückt der A‑W in die Nähe des Radio­bal­letts (Ligna 2002: Radio­bal­lett Ham­burg). Her­aus­for­dernd sind u. A. die inten­si­ve Vor­pro­duk­ti­on und die aufwändige Pla­nung – Poten­zia­le bie­ten bspw. die Intimität des Audio­er­leb­nis­ses, die Aktivität des Publi­kums und die tech­nisch rela­tiv ein­fa­che Umset­zung mit­tels Smart­phone und Kopfhörer.

Bühnenstück

Das B ist als klas­si­sche Thea­ter­form nach wie vor eine belieb­te Insze­nie­rungs­wei­se und bie­tet Möglichkeiten von Tanz- bis Sprech­thea­ter. Das Pro­duk­ti­ons­team erprobt sze­ni­sche Arran­ge­ments und präsentiert die­se in der Regel im Guck­kas­ten­for­mat für ein live anwe­sen­des Publi­kum. Ent­spre­chen­de Präsentationen können alter­na­tiv auf­ge­zeich­net und als Video zur Verfügung gestellt (3sat Media­thek: Thea­ter & Tanz – Die fas­zi­nie­ren­de Welt der Bühnen) oder live für ein nicht­an­we­sen­des Publi­kum gestreamt wer­den (nachtkritik.de: Was ist wo zu sehen? Online-Spiel­plan). Her­aus­for­dernd ist u. A. die erfor­der­li­che leib­li­che Kopräsenz der Darsteller:innen und in der Regel eines Publi­kums – Poten­zia­le bie­ten bspw. die rou­ti­nier­ten, weil gewohn­ten, Abläufe die­ser Inszenierungsform.

Digital-Avatar-Theater

Das D‑A-T setzt eine vir­tu­el­le Umge­bung vor­aus, in der Darsteller:innen vir­tu­el­le Ava­tare zur Durchführung einer Per­for­mance steu­ern, was das D‑A-T in die Nähe des Objekt­thea­ters rückt. Das Publi­kum wohnt der Per­for­mance ent­we­der eben- falls durch Ava­tare bei oder sieht die Per­for­mance durch eine vir­tu­el­le vier­te Wand. Als Platt­for­men für das D‑A-T bie­ten sich sowohl diver­se Com­pu­ter­spie­le wie bspw. Mine­craft (Bolshoi Dra­ma Theat­re 2020: The Cher­ry Orchard) oder GTA (Extral­eben 2013: Yet Ano­ther World) als auch Ava­tar-basier­te Event­platt­for­men an. Her­aus­for­dernd sind u. A. die tech­no­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen sowie die limi­tier­ten Expressionsmöglichkeiten von Ava­ta­ren – Poten­zi­al bie­tet bspw. der völlige Ver­zicht auf leib­li­che Kopräsenz von Darsteller:innen und Publikum.

Escape-Room

Der E‑R ist Spiel­for­mat, bei dem eine Per­so­nen­grup­pe durch das Lösen ver­schie­de­ner Rätsel aus einem Raum zu ent­kom­men ver­sucht. Ein thea­tra­li­sier­ter E‑R legt im Ver­gleich zum kom­mer­zia­li­sier­ten E‑R sei­nen Schwer­punkt auf Sto­rytel­ling und dra- matur­gi­sche Überlegungen. Der E‑R wird ent­we­der vom dem Pro­duk­ti­ons­team instal­liert und einem Publi­kum gelöst (Büro für Eska­pis­mus 2020: Dritter.Vierter.77) oder ermöglicht es einem Publi­kum die Darsteller:innen zu steu­ern, um den E‑R zu lösen (machi­na eX 2012: Hap­py Hour). Her­aus­for­dernd ist u. A. das aufwändige Tes­ten und ‚mod­den‘ des E‑R – Poten­zia­le bie­ten bspw. die hohe Publikumsaktivität und die häufige Spiel­bar­keit eines E‑R.

Installation

Für eine I wird ein Raum oder eine Umge­bung von dem Pro­duk­ti­ons­team insze­niert und für ein Publi­kum begeh­bar gemacht. In der I können Objek­te (Seli­na Thomp­son 2014: Race Cards; Semi­on Alek­sand­rovs­kiy 2019: Kurz­zeit) und/oder Darsteller:innen (Thea­ter der Ver­samm­lung 2012: Tschechow – eine Land­par­tie) glei­cher­ma­ßen aus­ge­stellt wer­den. Die Arbeit an einer I rückt in die Nähe der Visu­al Arts und der Per­for­mance­kunst. Ein Publi­kum begeht, betrach­tet und inter­agiert mit der I. Her­aus­for­dernd ist u. A. die Unbe­re­chen­bar­keit der Aufführungssituation – Poten­zi­al bie­tet bspw. das asyn­chro­ne Proben/Arbeiten an der I.

Lesung

Obwohl die L oft eher ein Insze­nie­rungs­ele­ment als eine eigenständige Thea­ter­form ist, bie­tet sich ihre Vor­stel­lung wegen ihrer gro­ßen Flexibilität in Bezug auf Pro­zess und Pro­dukt an. Im Pro­zess wer­den the­ma­tisch pas­sen­de Tex­te recher­chiert, bear­bei­tet und/oder eige­ne Tex­te in Crea­ti­ve-Wri­ting-For­ma­ten ver­fasst. Das erar­bei­te­te Text­ma­te­ri­al wird unter dra­ma­tur­gi­schen Gesichts­punk­ten arran­giert und von den Darsteller:innen auf­ge­nom­men oder live (ana­log oder digi­tal) vor­ge­tra­gen (David Bobée 2018: Mes­da­mes, Mes­sieurs et le res­te du monde/Meine Damen, mei­ne Her­ren und der Rest der Welt; Micha­el Batz & Ham­bur­gi­sche Bürgerschaft 2018: Hört damit auf!). Her­aus­for­dernd ist u. A. die anlei­tungs­in­ten­si­ve Text­be­ar­bei­tungs­pha­se – Poten­zia­le bie­ten bspw. die Selbst- und Selbst­wirk­sam­keits­er­fah­run­gen, die durch das Ver­fas­sen und Präsentieren eige­ner Tex­te ermöglicht werden.

Site-Specific-Theater

Das S‑S-T nimmt Orte außer­halb klas­si­scher Bühnensituationen als Aus­gangs­punkt einer Insze­nie­rung. Dabei wird nicht nur die Per­for­mance in die­sen neu­en Ort ver­scho­ben, son­dern der ent­spre­chen­de Ort wird als Teil der Aufführung mit­in­sze­niert (Mar­co Cana­le 2019: Die Geschwin­dig­keit des Lichts; Pra­gue Quadren­ni­al 2019: Site Spe­ci­fic Per­for­mance Fes­ti­val). Fin­det das S‑S-T im öffentlichen Raum statt, wird das öffentliche Trei­ben zu einem unvor­her­seh­ba­ren Momen­tum der Per­for­mance. Für ein Publi­kum bleibt häufig frag­lich, was ‚dazu gehört‘ und was nicht. Her­aus­for­dernd ist u. A. das Pro­ben im öffentlichen Raum und das impro­vi­sa­to­ri­sche Ele­ment – Poten­zi­al bie­tet bspw. die Zusam­men­ar­beit mit Partner:in- nen aus dem öffentlichen Raum.

(Serielles-) Social-Media-Theater

Als S‑M-T können diver­se Ins­ze-nie­rungs­for­men bezeich­net wer­den, die sich die ver­schie­de­nen Präsentationsmöglichkeiten auf Social-Media-Platt­for­men zu eigen machen. Dazu gehören bspw. Text­dra­men in Mes­sen­ger­grup­pen (vorschlag:hammer 2020: Twin Speaks Tele­gram Edi­ti­on), Cha­rak­ter­in­sze­nie­run­gen über Insta­gram­fo­tos und ‑sto­ries (Ama­lia Ulman 2014: Excel­len­ces & Per­fec­tions; Ben­ja­min von Stuck­rad-Bar­re 2020: Arbeit&Hotel) oder Seri­en­for­ma­te auf Tik­Tok (Sarah Coo­per 2020: what­chu­got­for­me) oder Snap­chat (funk seit 2019: iam.josephina). Her­aus­for­dernd sind u. A. Daten­schutz­fra­gen oder die Anonymität des Publi­kums – Poten­zia­le bie­ten bspw. die in sol­chen Platt­for­men ein­ge­schrie­be­nen (Selbst-)Inszenierungs- und Reaktionsmechanismen.

Videokonferenz-Theater

Das V‑T fin­det meist live mit Video­kon­fe­renz­platt­for­men wie Zoom oder Big­BlueBut­ton als Bühne statt oder wird auf die­sen Platt­for­men vor­pro­du­ziert. Die Darsteller:innen befin­den sich an unter­schied­li­chen Orten und spie­len vor Web­cams oder Video­ka­me­ras für ein oft­mals live zuge­schal­te­tes Publi­kum. Video­ma­nage­ment­pro­gram­me ermöglichen fle­xi­bles Hin- und Her­schal­ten zwi­schen Übertragungen und das Ein­spie­len von vor­pro­du­zier­ten Vide­os (Jon­ny-Bix Bon­gers 2020: Werther’s Quest for Love; Uta Pla­te 2020: Wir sind GESTERN HEUTE MORGEN; Thao & The Get Down Stay Down 2020: Phe­nom). Her­aus­for­dernd ist u. A. der krea­ti­ve Umgang mit der Limi­ta­ti­on des Video­frames – Poten­zia­le bie­ten bspw. die Publi­kums­in­ter­ak­ti­on über Text­chats und der fle­xi­ble Wech­sel zwi­schen Liv­e­per­for­mance und Vorproduktion.

Virtual- /Augmented-Reality-Theater

Das V‑R-T und das A‑R-T grei­fen auf Tech­no­lo­gien zurück, um das Publi­kum ent­we­der in vir­tu­el­le Realitäten via VR-Bril­len (Cyberräuber 2016: Cyberräuber) oder in erwei­ter­te Realitäten via Smart­phone oder Tablet (Rimi­ni Pro­to­koll 2013: Situa­ti­on Rooms) ein­zu­la­den. Der Insze­nie­rungs­pro­zess ist in die­sem Sin­ne gleich­zei­tig ein Pro­gram­mie­rungs­pro­zess. Her­aus­for­dernd sind u. A. die medi­en­tech­no­lo­gi­schen und infor­ma­ti­ons­tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen – Poten­zia­le bie­ten bspw. die nahe­zu gren­zen­lo­sen Inszenierungsmöglichkeiten digi­ta­ler Umgebungen.

Erstellt: 5. Juni 2021 
Aktua­li­siert: 7. Juni 2021 

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