Bereits die ersten Momente der Inszenierung ziehen das Publikum durch Schweigen und klare Posen in den Bann einer schattenreichen Bühnenwelt. Ausgangspunkt der Eigenproduktion ist Wolfgang Borcherts Drama „Draußen vor der Tür” (1947), das die nun 13. Klässler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Daun um den Titelzusatz „jung, pleite, verzwEIFELt“ erweitert haben. Die Spielleitung des 20-köpfigen Kurses für Darstellendes Spiel liegt bei Tanja Finnemann.
Entstanden ist die Produktion 2024, erste Szenen entwickelten sich bereits im Rahmen einer Klausur. Szenisch aufgegriffen werden auch Fragen nach Benotung und Leistung, die im Schultheater präsent sind. Eingebaute Probenszenen vermitteln die unsichere Herangehensweise an das klassische Werk. Die verzerrte Stimme der „KI Nova“, die das Ensemble auf der Bühne als Mentorin begleitet, schlägt Gestaltungsmittel vor und gibt auch eine Orientierung zum Originaltext: Es geht um die Isolation, Schuld und Verlust in der Nachkriegszeit und um den Umgang mit Heimkehrern, die, wie die Figur Beckmann, „nach Hause kommen und dann doch kein Zuhause mehr haben“.
Mit weißen Würfeln, Nebelschwaden und dem Farbenspiel der Taschenlampen entstehen Räume von bedrückender Wirkung. Einheitliches Make-up mit klaren Konturen verstärkt den Eindruck von Verletzlichkeit. Beckmann, die zentrale Figur der literarischen Vorlage, hebt sich durch einen langen, zerschlissenen Mantel ab, während das Ensemble in schlichten Kostümen auftritt. Musik und Ton verstärken die Wirkung der Szenen: verfremdete Audiofragmente und mehrsprachige Stimmen über Heimat verdeutlichen, dass die aufgegriffenen Themen alle Anwesenden betreffen.
Die Produktion verbindet Borcherts Nachkriegsstoff gekonnt mit den Perspektiven der Schüler:innen in der heutigen Zeit. Heimat, so zeigt die Inszenierung, entsteht durch Verantwortung, nicht durch Wegschauen. „Das ist unser Deutschland“, heißt es schließlich. Ein Satz, der durch chorisches Sprechen und expressive Körperarbeit eindrucksvoll nachhallt.
Der Originaltext und biografische Szenen wechseln einander in passend gesetzten Brüchen ab. Veraltete Rollenbilder, Alltagsrassismus und gesellschaftliche Erwartungen werden teils ernst, teils ironisch kommentiert. Szenen, wie ein Weihnachtsessen oder eine Dorfdisco schaffen Nähe zum Alltag der Jugendlichen und stoßen im Publikum auf zustimmendes Murmeln, ohne dass einzelne Themen überbetont werden.
Besonders eindrucksvoll ist die Auseinandersetzung mit „Herrn E.“ aus Gerolstein, der stellvertretend für die Opfer steht, denen im Nationalsozialismus zwangsweise die Möglichkeit zur Fortpflanzung genommen wurde. Während Zeitungsausschnitte zum Umgang mit den Geschädigten von 1965 bis heute verlesen werden, leert sich nach und nach die Bühne. Eines von mehreren starken Bildern, in denen über das Wegschauen aufgeklärt wird. Deutlich wird: Menschen wie Herr E. erhielten bis heute keine Entschädigung. Am Ende bleibt ein Appell, der Verantwortung weit über den Theaterabend hinaus fordert: „Nie wieder ist jetzt!“
Geschrieben von Cara Griese und Finja Sannowitz (Studierende der Europa-Universität Flensburg)
Einfache Zusammenfassung:
Die Aufführung heißt „Draußen vor der Tür: jung, pleite, verzwEIFELt“.
Sie sind aus der 13. Klasse vom Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun.
Die Schüler verbinden den alten Text von Wolfgang Borchert mit ihrem Alltag.
In Proben gibt eine Computerstimme Tipps.
Sie erklärt den Text und hilft der Theatergruppe.
Ein Mann aus dem Text kommt aus dem Krieg zurück und hat kein Zuhause mehr.
Die Gruppe fragt: „Was hat das Stück mit uns zu tun?”
Die Szenen sind ernst und manchmal lustig.
Die Gruppe erklärt Ausgrenzung und Probleme von Menschen mit Behinderungen.
Diese Menschen durften im Krieg keine Kinder bekommen. Nach dem Krieg half man ihnen nicht.
Die Schüler zeigen alte und neue Themen. Es macht nachdenklich.