Performance Studies (MA), stellvertretende Leitung des Theaterpädagogischen Zentrums Lingen und Fachbereichsleitung Theater.
Theaterpädagogin (BA), war viele Jahre freischaffend tätig und ist seit 2021 Theaterpädagogin am Theater Münster.
Performance Studies (MA), stellvertretende Leitung des Theaterpädagogischen Zentrums Lingen und Fachbereichsleitung Theater.
Theaterpädagogin (BA), war viele Jahre freischaffend tätig und ist seit 2021 Theaterpädagogin am Theater Münster.
Bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung von „Metamorphosis“, im Mai 2020, war klar: Wir werden den virtuellen Raum, digitale Produkte (Video, Bild) und die veränderten Kommunikationswege in unsere Überlegungen bereits in das Konzept als auch in den Prozess miteinbeziehen müssen.
Nach dieser Erkenntnis fragten wir uns „wie?“. Wie können wir trotz dieser unterschiedlichen Probenräume – virtuellen und physischen – einen sinnlichen und experimentierfreudigen Zugang ermöglichen? Wie können sich die Spieler*innen aktiv einbringen, (ästhetische) Erfahrungen machen und gemeinsam als Ensemble arbeiten? Wie können wir den Kindern und Jugendlichen einen Rahmen bieten, in dem sie sich das Thema „Zeiten der Dringlichkeiten – Klimakrise“ mit allen Sinnen und sinnstiftend aneignen können? Wie kann das Digitale mehr als das Abspielen eines Videos sein?
Diese Fragen lösten eine leichte Verzweiflung aus. Doch der Verzweiflung folgte nahtlos die Hoffnung: Alles wird gut, Corona wird vergehen, wir können einfach so weitermachen. OK, ja … nutzlos! Also die Hoffnung … könnt ihr behalten. Was blieb? Das Handeln.
Die Philosophin und Biologin Donna J. Haraway gab uns mit ihrem Buch „Unruhig bleiben“ einen Denkraum, durch den dieses Handeln sowohl konzeptionell als auch praktisch möglich schien. Sie lud uns dazu ein die gewohnten Denk- und dann Handlungsmuster menschlichen Exzeptionalismus‘ zu verlassen, Verwandtschaften neu zu denken und uns verwandt-zu-machen mit nicht-menschlichen Akteur*innen. Ihr Blick darauf, wie wir, wir Menschen, wir als Spezies, Teil unterschiedlicher Gefüge sind, ist dabei der Ausgangspunkt. Was uns umgibt und durchdringt: Dinge, Menschen, Tiere, Pflanzen, Technologien, Pilze, Mikroorganismen, all das bildet Gefüge, die miteinander arbeiten, ineinandergreifen, einander ausnutzen, nutzen, heilen, nähren. Gefüge sind Ansammlungen und Kollaborationen von Leuten, Krittern und Apparaten. Gefüge werden sichtbar, wenn wir Verbindungslinien herstellen und erweitern.[1]
Angestoßen durch diese Gedanken begannen wir unsere Praxis selbst als ein Theater-als-Gefüge zu begreifen. Die Konsequenz war, dass wir eine neue Mitspielerin in unser Ensemble einbanden: eine Software zur interaktiven Steuerung digitaler Komponenten in Echtzeit, mit der das Ensemble auf der Bühne interagiert. So konnten wir Abwesendes (Naturkatastrophen, Traumorte der Kindheit, nicht-menschliche Wesen, Protestierende der Fridays for Future Bewegung) mit den anwesenden Körpern und Dingen zu etwas Neuem verflechten. Dies ermöglichte es uns eine Fiktion in den Raum zu stellen, in der wir das Anthropozän verlassen und uns imaginieren in eine artenübergreifend lebenswerte Zukunft.
Dieser Artikel ist nur ein Anfang. Unter www.metamorphosis-online.de, der Projektwebseite, erfahren Sie, wie unsere Arbeit konkret aussah, welches digitale Material sich verknüpfte und wie Recherchen, Fotos und Choreographien in die Inszenierung fanden.
[1] Donna J. Haraways Buch ist für uns Inspiration und Irritation, Gedankenexperiment, Fadenspiel und Reibungsfläche. Worte wie die folgenden beschäftigen uns nachhaltig. „Sich auf eigensinnige Art verwandt zu machen (…) rührt wichtige Dinge auf; zum Beispiel die Frage, wem gegenüber man eigentlich verantwortlich ist. Wer lebt und wer stirbt und auf welche Art und Weise in dieser Verwandtschaft und nicht in jener? (…) Was muss durchschnitten und was muss verknüpft werden, damit artenübergreifendes Gedeihen auf dieser Erde eine Chance hat; ein Gedeihen, das menschliche und anders-als-menschliche Wesen in die Verwandtschaft miteinschließt?“ (Haraway 2018, S.10f)
Fotos: Stefanie Büttgenbach
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