Unterwegs in Höxter

Ein interdisziplinäres ortsspezifisches Theater- und Medienprojekt 

Benjamin Porps
Benjamin Porps 

Thea­ter­päd­ago­ge (BuT), Diplom-Medi­en­päd­ago­ge (AKB) und Diplom-Medi­en­be­ra­ter (ARS).Leiter des frei­en Kin­der- und Jugend­thea­ter spiel­mit­te e.V. in Hal­le (Saa­le).

Melanie Peter
Melanie Peter 

Stu­di­um Kul­tur­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Hil­des­heim, Autorin, Thea­ter­päd­ago­gin und künstlerische Lei­tung Thim-Ku e.V.

Benjamin Porps
Benjamin Porps 

Thea­ter­päd­ago­ge (BuT), Diplom-Medi­en­päd­ago­ge (AKB) und Diplom-Medi­en­be­ra­ter (ARS).Leiter des frei­en Kin­der- und Jugend­thea­ter spiel­mit­te e.V. in Hal­le (Saa­le).

Melanie Peter
Melanie Peter 

Stu­di­um Kul­tur­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Hil­des­heim, Autorin, Thea­ter­päd­ago­gin und künstlerische Lei­tung Thim-Ku e.V.

Fort­set­zung: Der Beginn des fol­gen­den Tex­tes wur­de abge­druckt in Heft 78 der Zeit­schrift für Thea­ter­päd­ago­gik, S. 34–35.

# Künst­le­ri­sche Formen

Die künst­le­ri­schen Pro­duk­te, die im Lau­fe des Pro­jek­tes ent­stan­den, sind viel­fäl­tig und haben unter­schied­li­chen Cha­rak­ter. An eini­gen Orten, die man mit­hil­fe des digi­ta­len Stadt­plans / der Ergeb­nis­kar­te fin­det, sind eher klei­ne Bei­trä­ge hin­ter­legt, bei­spiels­wei­se ein­zel­ne Fotos oder kur­ze Vide­os. Die­se las­sen sich direkt im Stadt­plan öff­nen und betrach­ten. An ande­ren Orten fin­den sich umfang­rei­che­re Ergeb­nis­se, die teil­wei­se auf meh­re­re Sta­tio­nen auf­ge­teilt sind, und zum Teil auch mit unter­schied­li­chen media­len Mit­teln arbei­ten. Die ein­zel­nen Sta­tio­nen laden die Rezipient*innen auf unter­schied­li­che Art und Wei­se zum Mit­ma­chen ein:

 Auf dem alten Fried­hof haben wir unheim­li­che Geschich­ten ver­steckt. Um sie zu hören, muss man vor Ort mit einem GPS- und inter­net­fä­hi­gen Gerät und am bes­ten mit Kopf­hö­rern unter­wegs sein. Kommt man an eine Posi­ti­on, an der es etwas zu hören gibt, star­tet die Wie­der­ga­be auto­ma­tisch. An wel­chen Stel­len genau die Geschich­ten ver­steckt sind, wird nicht ver­ra­ten. Als Zuhörer*in muss man sich daher auf die Suche machen und den Ort aktiv erfor­schen. Die­sem Prin­zip gaben wir den Namen „posau­di“ (geo­po­si­ti­ons­ge­steu­er­te Audiogeschichten).

In der Klos­ter­rui­ne tom Roden haben wir ein vir­tu­el­les Muse­um eröff­net („vimu­ru“ – vir­tu­el­ler Muse­ums­rund­gang). Wie bei den Geis­ter­ge­schich­ten benö­tigt man auch hier ein GPS- und inter­net­fä­hi­ges Gerät. Auf die­sem wird der Grund­riss des Muse­ums ange­zeigt und man sieht, wo Kunst­wer­ke aus­ge­stellt sind. Begibt man sich an die ent­spre­chen­de Stel­le, bekommt man das Bild oder die Sta­tue ange­zeigt und man hört, was die Muse­ums­füh­re­rin oder der Muse­ums­füh­rer dazu zu erzäh­len hat. Die Kunst­wer­ke sind Stand­bil­der, die die Teilnehmer*innen vor Ort gestellt und foto­gra­fiert haben. Das Bild, das man auf sei­nem Smart­phone oder Tablet ange­zeigt bekommt, fügt sich daher in die Land­schaft ein.

Mit dem digi­ta­len Text­buch („dite­bu“) laden wir zum Sel­ber­spie­len ein. Jede*r Mitspieler*in benö­tigt ein eige­nes inter­net­fä­hi­ges Gerät und bekommt dort nur den jewei­li­gen eige­nen Text der von den Teilnehmer*innen geschrie­be­nen Sze­nen ange­zeigt und muss auf das Spiel der ande­ren reagieren.

Das Prin­zip des mul­ti­me­dia­len Sta­tio­nen­thea­ters („mumesta­the“) ver­ei­nigt vie­le der zuvor beschrie­be­nen Metho­den: Eine Geschich­te wird in meh­re­ren Etap­pen erzählt. Den Start­punkt fin­det man auf dem „unter­wegs-in-Höx­ter-Stadt­plan“. Von dort aus folgt man den Prot­ago­nis­ten durch die Stadt. An den ein­zel­nen Sta­tio­nen wird die Geschich­te mit unter­schied­li­chen media­len Umset­zun­gen erzählt: Mal bekommt man ein Video zu sehen, mal etwas zu hören oder zu lesen oder eine Foto­se­quenz gezeigt. In der Stadt ori­en­tie­ren kann man sich dabei dadurch, da einem auf einem Stadt­plan jeweils die eige­ne Posi­ti­on und der nächs­te „Spiel­ort“ ange­zeigt wer­den. Ist man dort ange­kom­men, star­tet die dort ver­or­te­te Sze­ne auto­ma­tisch. Im Pro­jekt sind drei die­ser „mul­ti­me­dia­len Sta­tio­nen­thea­ter­stü­cke“ ent­stan­den, zwei in der Höx­te­ra­ner Innen­stadt und eines in der Klos­ter­rui­ne tom Roden.

Die Per­for­mance mit Kopf­hö­rern („pemi­ko“) funk­tio­niert nur durch das Sel­ber­ma­chen: Auch wenn die Cho­reo­gra­phie für einen spe­zi­el­len Ort, näm­lich ein­mal für den Kir­chen­raum der Mari­en­kir­che und ein­mal für den Markt­platz erdacht wur­de, ist die tech­ni­sche Beschrän­kung hier kei­ne ört­li­che, son­dern eine zeit­li­che. Nur zu den fest­ge­leg­ten Zeit­punk­ten star­tet der Audio­stream (auf dem Markt­platz jeden Frei­tag um 15:00 Uhr) mit gespro­che­nen Bewe­gungs­auf­for­de­run­gen. Alle, die sich dann an der Per­for­mance betei­li­gen, hören also zur sel­ben Zeit die­sel­ben Anwei­sun­gen und kön­nen sich gemein­sam bewegen.

# Aus­blick

In einem nächs­ten Schritt soll das Sys­tem auch für die Öffent­lich­keit geöff­net wer­den, sodass ande­re Per­so­nen oder Grup­pen Bei­trä­ge ein­stel­len kön­nen. Ange­dacht ist  auch, das Pro­jekt vor Ort mit kür­ze­ren Aktio­nen, bei­spiels­wei­se Pro­jekt­ta­gen in den Schu­len, fortzusetzen.

Die Über­nah­me des Kon­zep­tes „unter­wegs in …“ für ande­re Städ­te ist in Pla­nung. Span­nend wäre auch eine Fort­füh­rung unter Ein­bin­dung wei­te­rer künst­le­ri­scher Dis­zi­pli­nen – so könn­te man die digi­ta­len Medi­en auch mit bil­den­der Kunst, Lite­ra­tur oder Musik kom­bi­nie­ren. Auch ver­schie­de­ne the­ma­ti­sche Schwer­punkt­set­zun­gen sind denk­bar, bei­spiels­wei­se als Geschichts­werk­statt oder unter Aspek­ten der par­ti­zi­pa­ti­ven Stadtentwicklung.

Digi­ta­le For­ma­te wie No Return eröff­nen neben einem Kunst­raum, einen tech­ni­schen und spie­le­ri­schen Raum. Sie sind ver­bun­den mit neu­en Auf­ga­ben, Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen und Her­an­ge­hens­wei­sen. Es ist zu ver­mu­ten, dass in die­ser Art der inter­dis­zi­pli­nä­ren Arbeit im thea­ter­päd­ago­gi­schen Kon­text, eine Mög­lich­keit steckt, neue Per­so­nen­grup­pen anzu­spre­chen. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Jugend­li­che, die sich für Gam­ing oder Pro­gram­mie­ren inter­es­sie­ren, mit Thea­ter und Per­for­mance aller­dings wenig Berüh­rungs­punk­te haben. Es stellt sich die Fra­ge, ob die thea­ter­päd­ago­gi­sche Arbeit mit digi­ta­len For­ma­ten ein Poten­ti­al inne hat, neue Men­schen anzu­spre­chen und ver­mehrt inter­dis­zi­pli­när Men­schen zusam­men­zu­brin­gen. Die­ses Poten­ti­al und die neu­en Mög­lich­kei­ten digi­ta­ler For­ma­te bedarf es in der Zukunft näher zu erforschen.

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Erstellt: 4. Juni 2021 
Aktua­li­siert: 8. Juni 2021 

Weiteres 

„Unter­wegs in Höx­ter“ ist ein gemein­sa­mes Pro­jekt von Thim­Ku – Thea­ter im KuStall, der Hoff­mann-von-Fal­lers­le­ben-Real­schu­le Höx­ter und der Evan­ge­li­sche Weser-Nethe-Kir­chen­ge­mein­de mit Unter­stüt­zung des Kom­mu­na­len Inte­gra­ti­ons­zen­trums des Krei­ses Höx­ter, der evan­ge­lisch-frei­kirch­li­che Gemein­de Höx­ter und von Wel­co­me e.V. Es wur­de über das Pro­gramm „tanz + thea­ter machen stark“ des Bun­des­ver­ban­des Freie Dar­stel­len­de Küns­te e. V. im Rah­men von „Kul­tur macht stark – Bünd­nis­se für Bil­dung“ des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Bil­dung und For­schung geför­dert. Päd­ago­gi­sche und künst­le­ri­sche Lei­tung: Ben­ja­min Porps, Mela­nie Peter; Assis­tenz: Jas­per Kschamer; Umset­zung digi­ta­ler Stadt­plan: Jas­per Kschamer; Umset­zung sons­ti­ge Web­an­wen­dun­gen: Ben­ja­min Porps 

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