Glitzernde Pom-Poms, verdrehte Schirmmützen und ein lauter Chor - das ist “Amphitryon” präsentiert vom “Ensemble Artig” der Marienschule aus Münster. Frei nach Moliér bringen die Schülerinnen einen komplexen Teil der Literaturgeschichte auf die Bühne. Sechs Rollen werden von den Schülerinnen besetzt und fast durchgängig chorisch gesprochen.
Wie man die verschiedenen Rollen erkennt? Durch bunte Pom-Poms und farblich passende Caps.
Während des Einlasses ist auf einer großen Leinwand ein Video zu sehen. Dieses zeigt eine durchlaufende Reihe an jungen, normschönen Frauen, die sich selbst vorstellen. Der Clou: sie sind durch künstliche Intelligenz (KI) generiert worden. Sätze wie “Ich bin ein Mädchen mit blauen Augen und blonden Haaren” sind zu hören.
Der Rest des Bühnenbildes ist ein weißer Boden mit einem weißen Podest, dazu an der Seite ein kleines Technikpult.
Die Inszenierung wird eindeutig in drei Akte aufgeteilt. Erkennbar ist dies an der dreimal schwarzen Leinwand, auf der mit großen Buchstaben “AKT 1”, “AKT 2” und “AKT 3” zu lesen ist. Den Zuschauenden gibt dies einen Rahmen und einen kurzen Moment zum Atmen während der Inszenierung, in der mit altdeutscher Sprache in Versform gearbeitet wird.
In der Handlung gibt es geheime Doppelgänger, die Chaos stiften und dafür sorgen, dass jede:r eine andere Person beschuldigt.
Identitätsfragen werden aufgeworfen. Wer ist wer? Wie wird sich identifiziert? Wie erkenne ich jemanden? Durch die chorischen Sprechabläufe verschwimmen die Grenzen der Rollen, auch im Publikum ist die Verwirrung greifbar - was passiert gerade? Welche Identität habe ich eigentlich?
Zum Schluss laufen noch ein weiteres Mal Fotos über die Leinwand. Dieses Mal sind es Fotografien von den Darstellerinnen, ganz ohne Make-Up oder Retouchierung. Einfach echt. Für die Zuschauenden ein Denkanstoß?
Mit dem KI-generierten Hintergrund als Bühnenbild, den KI-generierten Gesichtern zu Beginn und dem Ablusszitat, dass ChatGPT geschrieben hat, wirft die Inszenierung die Frage auf, was eigentlich echt ist und inspiriert, wie KI im Theater genutzt werden kann.
Die Darstellenden glänzen mit einer begeisternden chorischen Sprechleistung und einer Mimik, die Komik in das Gesehene bringt. Hervorzuheben ist auch die auffallend deutliche Aussprache des Ensembles.
Geschrieben von: Dana Lass und Katherina Scheibe (Studentinnen der Europa-Universität Flensburg)
Zusammenfassung in leichter Sprache:
Das Ensemble Artig der Marienschule aus Münster spielt "Amphytrion" nach Moliére.
Sechs Schülerinnen spielen alle Rollen und sprechen fast immer im Chor.
Die Rollen erkennt man an bunten Pom-Poms und farbigen Mützen.
Vor der Aufführung sieht man ein Video mit KI-generierten Frauen, die sich vorstellen.
Die Bühne ist einfach: weißer Boden, ein Podest und ein Technikpult.
Das Stück ist in drei Akte unterteilt, die durch schwarze Leinwände mit großen Buchstaben angezeigt werden.
In der Handlung gibt es Doppelgänger, die Verwirrung stiften und Identitätsfragen aufwerfen.
Am Ende sieh man echte Fotos der Darstellerinnen ohne Make-up.
Das Stück fragt, was echt ist, und zeigt, wie KI im Theater genutzt werden kann.
Die Schauspielerinnen sprechen klar und deutlich und spielen sehr gut.