Neun Monate lang haben 22 Schüler:innen des 11. Jahrgangs in zwei Kursen des Darstellenden Spiels intensiv geprobt, experimentiert und diskutiert. Dabei setzten sie sich nicht nur mit unterschiedlichsten sozialkritischen Themen auseinander, sondern auch mit eigenen Vorurteilen, Erfahrungen und unbeantworteten Fragen. Das Ergebnis dieser Arbeit: die Inszenierung „More than a Box!“.
In blauen Jeans und weißen Shirts bringen die Spielenden auf die Bühne, was Greta Gerwigs Barbiefilm angestoßen hat: unser aller Denken in Schubladen. Mit Humor und bewusster Übertreibung verkörpern sie Barbies und Kens aus dem echten Leben, von der „schlauen Barbie“ bis zum „reichen Ken“, von einer „Hijab-Barbie“ bis zu einem „homosexuellen Ken“. Immer verbunden mit der klaren Botschaft: Liebe, Religion oder Identität gehen nur einen selbst etwas an.
Doch schnell wird deutlich: Hier geht es nicht nur um Barbie und Ken. Es geht um Rollenbilder. Um Fragen wie: Was bedeutet es, ein Mann zu sein? Stark, reich, unverwundbar? Und was heißt es, eine Frau zu sein? Schön, angepasst und doch nie genug? Solche Erwartungen engen ein, schnüren ab.
Die Inszenierung macht sichtbar: Das ist kein individuelles Problem. Das ist ein Systemfehler.
Die zentrale Frage ist dabei nicht nur: Wie sehe ich andere und sortiere sie ein? Sondern auch: Wer bin ich und wie möchte ich wahrgenommen werden? Gesellschaftliche Strukturen geben vieles vor, doch die Inszenierung zeigt eindringlich, wie wichtig es ist, diese Regeln zu hinterfragen und neu zu denken. Und dieser Prozess beginnt bei uns selbst. Vor Bildern, die Macht und Kontrolle zeigen, positionieren sich die Schüler:innen klar für das Gegenteil: Ihre Botschaft: Vielfalt, Selbstbestimmung und gegenseitiger Respekt.
Untermalt von choreografischen Elementen, Witz und starker Bühnenpräsenz erklären die Spielenden dem Patriarchat den Krieg. Ihre Kreativität zeigen die Darstellenden dabei nicht nur durch Tanz und Schauspiel: Mit einem selbst geschriebenen Text zur Melodie von „Sei ein Mann" (aus dem 1998er Film Mulan) unterstreichen sie ironisch zugespitzt, wie ein „echter" Mann angeblich zu sein hat, um dann im zweiten Teil des Liedes auf die gesellschaftlich vorgegebene Rolle der Frau einzugehen. In diesem Moment passiert etwas Entscheidendes: Auch die Kens auf der Bühne realisieren, dass sie Teil der Veränderung sein müssen. Zum Lied aus dem Barbie-Film „What was I made for?“ von Billie Eilish wird zum Abschluss noch einmal getanzt. In ihrer Choreografie halten sich die Spielenden gegenseitig hoch, helfen sich und treten als Einheit auf. Sie zeigen wofür sie stehen:
My Body, My Choice; Diversität; aktive Solidarität.
Die Spielenden wollen zum Nachdenken anregen und sie schaffen es. Ihre Botschaft: Große Veränderungen beginnen im Kleinen. Im Alltag, im Denken und im Handeln. Vor allem bleibt eine Erkenntnis hängen, die klar und kraftvoll ist:
Niemand gehört in eine Box.
Zusammenfassung in leichter Sprache:
22 Schüler:innen aus dem 11. Jahrgang haben neun Monate lang geübt. Sie zeigen ihr Theaterstück „More than a Box!“. Die Idee kommt vom Barbie-Film.
Alle tragen blaue Jeans und weiße T-Shirts. Sie spielen viele Barbies und Kens: die schlaue Barbie, den reichen Ken, eine Barbie mit Kopftuch und einen schwulen Ken.
Die Botschaft ist klar: Jeder Mensch darf so sein, wie er ist.
Das Stück zeigt: Viele Regeln sagen uns, wie Männer oder Frauen „sein sollen“. Diese Regeln machen Druck. Die Schüler:innen sagen: Das muss sich ändern!
Niemand gehört in eine Box. Alle sollen frei und glücklich sein.
Von Dana Lass und Indira Nicolay, Studierende der Europa-Universität Flensburg