Der Fachraum für Theater / DSP in der Schule

Til­man Ziemke

Wir haben es heu­te im Schul­thea­ter meist mit gro­ßen Lern­grup­pen zu tun. Grup­pen von 25 bis 30 Schü­lern sind kei­ne Sel­ten­heit, sogar in der Ober­stu­fe nicht. Wenn wir mit den Schü­lern kör­per­lich arbei­ten, benö­ti­gen wir zunächst ein­mal viel Platz. Die Grö­ße des Pro­ben­raums ist also von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Ein idea­ler Pro­ben­raum hat eine Grö­ße von 100–120 m2. Er ent­hält kei­ne Tische und Stühle.

Tri­bü­ne statt Tischen und Stühlen 

Der Fuß­bo­den soll­te aus Par­kett oder bes­ser Tep­pich­bo­den bestehen, um die Rutsch­ge­fahr zu mini­mie­ren. Ein Tep­pich­bo­den ist wär­me­iso­lie­rend und weich, was wegen häu­fi­ger Boden­kon­tak­te beim Warm-up und beim Pro­ben sinn­voll ist.

Für den Boden eines Pro­ben­rau­mes gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Par­kett
  • Tep­pich


Der Par­kett­bo­den soll­te aus groß­flä­chi­gem Par­kett bestehen. Indus­trie­par­kett ist oft sehr klein­tei­lig eben­so wie soge­nann­tes Stirn­holz­par­kett aus Mas­siv­holz­klöt­zen. Die Fol­ge ist eine oft­mals nicht ganz ebe­ne Fläche.

Par­kett ist hart und glatt. Eine Bespie­lung ist mit Schu­hen und bar­fuß mög­lich, mit nor­ma­len Strümp­fen eher nicht, weil die Rutsch­ge­fahr vor allem bei schnel­len Bewe­gun­gen groß ist und Stür­ze des­halb vor­pro­gram­miert sind.

Tep­pich hat den Vor­teil, dass er wär­me­iso­lie­rend wirkt und weich ist. Stür­ze sind weni­ger schmerz­haft. Boden­kon­tak­te wer­den als ange­neh­mer emp­fun­den als beim kal­ten und har­ten Parkett.

Par­kett wird meist als hygie­ni­sche­re Vari­an­te gese­hen, tat­säch­lich ist es leich­ter zu rei­ni­gen. Tep­pich muss gesaugt wer­den, tief in die Poren ein­ge­drun­ge­ner Schmutz wird nie ganz zu besei­ti­gen sein. Trotz­dem emp­fin­den vie­le Tep­pich­bo­den als sau­be­rer, weil man den Dreck nicht bemerkt, wäh­rend man bei Boden­übun­gen auf Par­kett immer Dreck und Staub an Hän­den, blo­ßen Füßen und in der Klei­dung hat.

Die lich­te Höhe des Rau­mes beträgt mög­lichst 3,50 Meter, damit man auch Schein­wer­fer hän­gen kann. Fens­ter, die schnell zu ver­dun­keln sind, sor­gen für fri­sche Luft.

Da es beim Thea­ter­spie­len sehr laut zuge­hen kann, soll­te der Pro­ben­raum schall­ge­dämmt sein, damit ande­rer Unter­richt nicht gestört wird (zumin­dest nach DIN 4109 – Wän­de zwi­schen Unter­richts­räu­men und beson­ders lau­ten Räu­men wie Musik- und Werkräumen).

Wich­tig ist es, im Pro­ben­raum die Büh­nen­si­tua­ti­on simu­lie­ren zu kön­nen. Gut geeig­net dafür sind Stell­wän­de, die rechts und links als Gas­sen einen Büh­nen­raum begren­zen. Bes­ser wäre es, wenn an einem Ende des Rau­mes eine klei­ne Büh­ne ein­ge­rich­tet wer­den kann. Dazu rei­chen schon eine klei­ne Erhö­hung um 20 cm sowie Vor­hän­ge aus schwar­zem feu­er­schutz-imprä­gnier­ten Mol­ton für den Hin­ter­grund und die Gas­sen. Die rest­li­che Flä­che des Rau­mes ermög­licht es dann immer noch, auch eine Are­na-Büh­ne aufzubauen.

Eine klei­ne Licht­an­la­ge, bestehend aus acht bis zehn klei­nen Schein­wer­fern von 300 – 500 Watt mit einem klei­nen Licht­stell­pult, sorgt dafür, die Büh­ne aus­rei­chend aus­zu­leuch­ten und auch mit Licht expe­ri­men­tie­ren zu können.

Eine Audio­an­la­ge mit Ver­stär­ker, CD-Play­er, MD-Play­er und einem klei­nen Misch­pult, das auch über einen USB-Anschluss ver­fügt und an das man ein Mikro­fon anschlie­ßen kann, ist unver­zicht­bar. Die Laut­spre­cher sind im Büh­nen­be­reich instal­liert, die Leis­tung der Anla­ge soll­te zwi­schen 100 und 200 Watt liegen.

Eine Schrank­wand am Ende des Raums oder ein klei­ner Neben­raum schaf­fen Platz für Requi­si­ten, Stof­fe und Kos­tüm­tei­le sowie alles ande­re, was für den Unter­richt benö­tigt wird.

Sinn­voll wäre eine Aus­stat­tung mit ca. zehn Wür­feln, die als Büh­nen­ele­men­te ver­wen­det wer­den können.

Die fol­gen­de Abbil­dung zeigt einen idea­len Grundriss:

Solch ein Fach­raum ermög­licht es, auch klei­ne Prä­sen­ta­tio­nen vor klei­nem Publi­kum durchzuführen.

Thea­ter-Fach­raum:

  • Grö­ße: 100–120 m2
  • Höhe: 3,50 Meter
  • Fens­ter verdunkelbar
  • Fuß­bo­den: Tep­pich­bo­den oder Parkett
  • wün­schens­wert: Büh­ne von ca. 50 m2
  • Aus­stat­tung:
    • Schrank­wand oder Nebenraum
    • 6 Stell­wän­de
    • 10 Wür­fel
  • tech­ni­sche Ausstattung:
    • Audio­an­la­ge mit CD-Play­er, MD-Play­er und Mischpult
    • klei­ne Licht­an­la­ge mit 8 – 10 Schein­wer­fern (300 – 500 Watt) und einem klei­nen Lichtstellpult
Sta­pel­bo­xen auf Rol­len hel­fen, wenn kei­ne Schrän­ke vor­han­den sind.

Lei­der wer­den sol­che idea­len Bedin­gun­gen eher der Aus­nah­me­fall sein. Bei Schu­len mit mobi­len Trenn­wän­den las­sen sich mit­un­ter zwei Klas­sen­räu­me zusam­men­le­gen, sodass ein gro­ßer Raum von annä­hernd 100 ment­steht.

Oft­mals muss aber auch ein gro­ßer Klas­sen­raum von ledig­lich 50 m2 her­hal­ten. Dann soll­te man zuse­hen, dass auf kei­nen Fall stö­ren­de Tische oder Stüh­le im Raum sind, dass eine Wand einen schwar­zen Hin­ter­grund­vor­hang auf­weist und mit Hil­fe von Stell­wän­den eine Büh­ne simu­liert wer­den kann.

Durch­gangs­räu­me sind als Thea­ter-Fach­raum nicht geeig­net. Thea­ter­leh­rer soll­ten gegen­über der Schul­lei­tung auf einen Fach­raum bestehen. Was für Phy­sik, Musik oder Sport selbst­ver­ständ­lich ist, muss auch für das Dar­stel­len­de Spiel gel­ten. Ein Kom­pro­miss ist es mög­li­cher­wei­se, einen Thea­ter­raum mit einem Klau­sur­raum zu kom­bi­nie­ren. Dann sind aller­dings Ein­zel­ti­sche ein Muss, weil man die schnell zur Sei­te an die Wän­de schie­ben kann, um so eine genü­gend gro­ße Spiel­flä­che zu schaffen.

Die­ser Bei­trag basiert wesent­lich auf dem Kapi­tel 1.1 aus mei­nem im Deut­schen Thea­ter­ver­lag erschie­ne­nen Buch „Büh­ne und Beleuch­tung“ (s. Lite­ra­tur­an­ga­ben). Dort fin­den sich noch vie­le wei­te­re Tipps, wie man auch unter schlech­ten Bedin­gun­gen mög­lichst gute Vor­aus­set­zun­gen für die Arbeit im Fach Thea­ter schaf­fen kann.

Hes­se, Ulrich, Fach­räu­me für Dar­stel­len­des Spiel – Arbeits­ta­gung der BAG ent­wi­ckelt Emp­feh­lun­gen an Kul­tus­mi­nis­ter der Län­der, in: Spiel & Thea­ter, Zeit­schrift für Amateur‑, Jugend- und Schul­thea­ter, Jg. 39, Heft 133, Weinheim/Bergstraße April 1987

Mül­ler, Rudi, Fach­räu­me für das Dar­stel­len­de Spiel/Sekundarstufe II. Büh­nen- und Fach­raum­ent­wür­fe, Rei­he Arbeits­pa­pie­re, hrsg. vom Päd­ago­gi­schen Zen­trum Ber­lin, Ber­lin 1982

Ziem­ke, Til­mann / Lip­si­us, Ste­phan, Büh­ne und Beleuch­tung, Wein­heim 2014

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Tilmann Ziemke 

Leh­rer im Ruhe­stand für Deutsch, Rus­sisch und Dar­stel­len­des Spiel am Gym­na­si­um Kron­werk in Rends­burg; war als lang­jäh­ri­ger Lan­des­fach­be­ra­ter für Dar­stel­len­des Spiel am Leh­rer­bil­dungs­in­sti­tut IQSH vor allem zustän­dig für die Qua­li­fi­zie­rung von Lehr­kräf­ten für das Fach Dar­stel­len­des Spiel in Schles­wig-Hol­stein; Mit­au­tor zahl­rei­cher Schul­bü­cher zum Dar­stel­len­den Spiel; gehör­te von 2015 – 2021 dem Vor­stand des Bun­des­ver­ban­des Thea­ter in Schu­len an. 

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