No Return

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Lukas Müller 

Thea­ter­päd­ago­ge (MA, UdK Ber­lin) & pro­fes­sio­nel­ler Erzäh­ler; seit 2020 Ver­tre­tungs­pro­fes­sor für Kul­tu­rel­le und Ästhe­ti­sche Bil­dung an der Hoch­schu­le Neu­bran­den­burg und Pro­jekt­ver­ant­wort­li­cher für Leh­re und Pra­xis in den Stu­di­en­gän­gen Thea­ter­päd­ago­gik und Lehr­amt Thea­ter (UdK).

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Lukas Müller 

Thea­ter­päd­ago­ge (MA, UdK Ber­lin) & pro­fes­sio­nel­ler Erzäh­ler; seit 2020 Ver­tre­tungs­pro­fes­sor für Kul­tu­rel­le und Ästhe­ti­sche Bil­dung an der Hoch­schu­le Neu­bran­den­burg und Pro­jekt­ver­ant­wort­li­cher für Leh­re und Pra­xis in den Stu­di­en­gän­gen Thea­ter­päd­ago­gik und Lehr­amt Thea­ter (UdK).

Die­ser Bei­trag gehört zum Digi­tal­teil der Zeit­schrift für Thea­ter­päd­ago­gik, Aus­ga­be 78. 

Es ist ein schö­ner Som­mer­tag. Auf dem Vor­platz des Deut­schen Thea­ters Ber­lin ste­hen ver­ein­zelt Men­schen mit gro­ßen Kopf­hö­rern und einem Smart­phone in der Hand. Die­se Men­schen sind das Publi­kum von No Return, einer par­ti­zi­pa­ti­ven, mul­ti­me­dia­len Insze­nie­rung im öffent­li­chen Raum. Wenn die Zuschauer*innen nicht durch die Gegend gehen, schau­en sie kon­zen­triert auf die Dis­plays ihrer Smartphones.

Das Stück wur­de vom Jugend­club 3 des Jun­gen Deut­schen Thea­ters mit inter­es­sier­ten Jugend­li­chen im Alter von 16–22 Jah­ren in der Spiel­zeit 17/18 ent­wi­ckelt. Die Pro­duk­ti­on setz­te sich mit den The­men Tod und Sui­zid aus­ein­an­der. Ent­stan­den ist eine Insze­nie­rung, die durch eine App und per Audio­gui­de durch den Stadt­raum führ­te und aus zwei Tei­len bestand. Der ers­te Teil der Insze­nie­rung war App basiert. Durch den Ein­satz der App wur­de den Zuschau­en­den die Mög­lich­keit gege­ben sich selbst zu ent­schei­den, wel­chen Weg sie gehen wol­len. Mit Audio­ein­spie­lun­gen wur­de Ein­blick in die the­ma­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung der Jugend­li­chen gege­ben und es bestand die Mög­lich­keit Gedan­ken und Mei­nun­gen in der App zu tei­len. Durch die Inter­ak­ti­on und Par­ti­zi­pa­ti­on mit der App und den Jugend­li­chen wur­den die Zuschauer*innen Teil der Per­for­mance und somit auch zu Protagonist*innen der Insze­nie­rung. Der ers­te Teil der Insze­nie­rung ende­te auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, wo die Smart­phones und Kopf­hö­rer ver­staut wur­den und das Publi­kum wie­der auf die Jugend­li­chen traf. Die­se führ­ten die Zuschauer*innen in klei­nen Grup­pen über den Fried­hof und tra­ten in den direk­ten Aus­tausch und in eine inhalt­li­che Auseinandersetzung.

Das Pro­jekt war inter­dis­zi­pli­när auf der Lei­tungs­ebe­ne ange­legt. Es bestand aus dem Thea­ter­päd­ago­gen Lukas Mül­ler vom Jun­gen Deut­schen Thea­ter, dem App-Ent­wick­ler Mar­kus Schu­bert von Nebel­flucht GmbH und Wen­dy Pla­deck von Abschiedsgestalterin.de, einer Exper­tin zum The­ma. Die­se Kon­stel­la­ti­on soll­te es ermög­li­chen, dass die Jugend­li­chen sowohl künst­le­risch, the­ma­tisch als auch tech­nisch im Pro­duk­ti­ons­pro­zess unter­stützt und pro­fes­sio­nell beglei­tet wer­den. In der Ent­ste­hung von No Return stell­te sich her­aus, dass die Jugend­li­chen, wel­che sich für das Pro­jekt ange­mel­det hat­ten, ein gro­ßes Inter­es­se für die künst­le­ri­sche und the­ma­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung hat­ten, sich jedoch wenig für die tech­ni­sche Umset­zung und die Imple­men­tie­rung des Inhalts in die App inter­es­sier­ten. Wei­ter ließ sich fest­stel­len, dass die teil­neh­men­den Jugend­li­chen zwar mit Smart­phone und der digi­ta­len Welt sozia­li­siert waren, jedoch nicht über ein aus­ge­präg­tes tech­ni­sches Wis­sen ver­füg­ten. Das führ­te schluss­end­lich dazu, dass die Imple­men­tie­rung des Inhalts in die App vom Pro­duk­ti­ons­teams über­nom­men wurde.

Digi­ta­le For­ma­te wie No Return eröff­nen neben einem Kunst­raum, einen tech­ni­schen und spie­le­ri­schen Raum. Sie sind ver­bun­den mit neu­en Auf­ga­ben, Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen und Her­an­ge­hens­wei­sen. Es ist zu ver­mu­ten, dass in die­ser Art der inter­dis­zi­pli­nä­ren Arbeit im thea­ter­päd­ago­gi­schen Kon­text, eine Mög­lich­keit steckt, neue Per­so­nen­grup­pen anzu­spre­chen. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Jugend­li­che, die sich für Gam­ing oder Pro­gram­mie­ren inter­es­sie­ren, mit Thea­ter und Per­for­mance aller­dings wenig Berüh­rungs­punk­te haben. Es stellt sich die Fra­ge, ob die thea­ter­päd­ago­gi­sche Arbeit mit digi­ta­len For­ma­ten ein Poten­ti­al inne hat, neue Men­schen anzu­spre­chen und ver­mehrt inter­dis­zi­pli­när Men­schen zusam­men­zu­brin­gen. Die­ses Poten­ti­al und die neu­en Mög­lich­kei­ten digi­ta­ler For­ma­te bedarf es in der Zukunft näher zu erforschen.

Doku­men­ta­ti­on zu No Return

Fotos: Arno Declair / Deut­sches Theater

Erstellt: 4. Juni 2021 
Aktua­li­siert: 8. Juni 2021 

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